Letzte Tage in den Rocky Mountains

Letzte Tage im Rocky Mountain national Park.

Wir haben uns nur schweren Herzens vom Echopark mit seinen steilen rot und sandfarbenen Wänden losreißen können und sind von der Wüste wieder in Richtung Berge unterwegs. Stundenlang fahren wir durch menschenleeres Gebiet mit stetig leerer werdendem Tank. Weit und breit keine Tankstelle, nichtmals irgendein Anzeichen für menschliche Besiedlung in Sicht. Das was auf dem Navi wie eine Ortschaft aussah, erweist sich eine Ansammlung verfallener Baracken.

An irgendeiner Kreuzung taucht dann nach ca. 250 Kilometern doch noch eiine klitzekleine Taankstelle auf. Glück gehabt.

Kurz vorm Ziel, dem rocky mountain National Park verdüstern mal wieder Rauchwolken den Himmel. Der Westen von USA und Kanada hatte im Winter viel zu wenig Schnee und im Sommer viel zu wenig Regen. Der Grund warum unsere Bilder oft so diesig erscheinen sind schlimme Feuer, die im Westen des Landes gewaltige Schäden anrichten. Jetzt ist vor uns eines und eine Straßensperre ist auch schon errichtet. Mist – es wird wohl negative Folgen haben wenn wir einfach durchbrettern? Zumal zwei schwerbewaffnete nette Officer uns verkünden, dass wir das Feuer mit nur etwa 300 kilometer Umweg umfahren können.

Nochmals Mist. Wir sind müde, haben den ganzen Tag im Auto gesessen und wollen eigentlich nur ankommen. Wir drehen also um und lassen uns vom Navi eine Route über ungeteerte backroads suchen. Wir finden eine, die nur zwei Kilometer hinter der Straßensperre wieder auf die gesperrte Straße führt. Naja, das erscheint uns dann doch zu dreist. Vielleicht ist das Feuer ja auch tatsächlich eine Gefahr. Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass die Sicherheitsfanatischen und rechtsstreitigkeitenfanatischen Amis mal wieder übertreiben. Das ist kein Witz. Auf Wanderwegen findet man regelmäßig die abstrusesten Warnungen. „Vorsicht Flussbänke können überspült werden“. „Vom Waten in Flüssen wird abgeraten, aufgrund der Steine und der Strömungen. Man kann ausrutschen“ „Baden ist gefährlich, weil das Wasser kalt ist“ „Von Klippen kann man runterfallen“ Außerdem scheinen, glaubt man den zahlreichen Warntafeln, Bären permanent in Autos einzubrechen und Berglöwen ständig Wanderer anzugreifen…. Schade, dass wir nie einen gesehen haben…Die Fähigkeit zu denken und selbst achtsam zu sein scheint der amerikanische Staat seinen Bürgern abzusprechen. Nun,ja. Wir finden einen Umweg von etwa 100 Kilometern und beschließen uns nicht mit der amerikanischen Obrigkeit anzulegen.

Endlich im Nationalpark angekommen machen wir sehr schöne aber auch sehr hohe Bergtouren. Die Baumgrenze geht bis etwa 3500 Meter. Darüber liegt alpine Tundra, die weite Blicke erlaubt. Die Gipfel, die wir ersteigen liegen alle um die 4000 Meter. Doch ab 3500 merken zumindest Georg und ich die Höhe deutlich und meine Ideen in diesem Leben noch in den Himalaya zu fahren bekommen Fragezeichen.

Wir sind jetzt schon sehr im Einzugsbereich von Denver. Das bedeutet wildes freies Land zu finden wird fast unmöglich. Eingezwängt zwischen dicken Trailern, die mehr an eine luxuriöse Reihenhaussiedlung denken lassen, fühlen wir uns einfach nicht wohl. So müssen wir lange suchen, bis wir National Forest finden, der nicht privatisiert worden ist und mit KEEP OUT und NO TRESPASSING oder TRESPASSING STRICTLY FORBIDDEN Schildern zugenagelt ist.

Wir finden einen schönen Platz unter den gut duftenden Panderrosakiefern, mit Felsen zum Klettern für Sascha, Ausblick auf die hohen Berge und einem See, der allerdings wieder PRIVAT ist und mit KEEP OUT Schildern das baden zu einem heimlichen vergehen machen. Was für eine verrückte Welt, wo jede natürliche Ressource verkauft und zu Geld gemacht wird und sich das, was von unserem wunderbaren Planeten noch übrig ist die unter den Nagel reißen, die das Geld haben sich einen ganzen See zu kaufen.

Ich bin eindeutig kein Liebhaber von USA und sehne mich nach dem viel wilderen, weiteren Kanada. Dort kann man das Ende der Wildnis nicht sehen, wie es hier in USA meist der Fall ist. Die Kanadier sind um ein vielfaches offener, freundlicher und gesprächsaufgeschlossener als die Amerikaner. USA ist viel zahmer als Kanada.

Nach den vielen Wanderungen streike ich und verlange lautstark einen Ruhetag. Sascha muss unbedingt in eine Alpenvereinsgruppe, wo er sich mit Gleichaltrigen messen kann. Wenn es nach ihm ginge, geht es immer nur noch weiter und noch höher und das möglichst schnell. So sitzen wir heute den ganzen Tag unter Kiefern, lesen, tun nichts und ruhen uns aus.

In vier Tagen fliegen Sascha und ich heim und Georg muss sich alleine durch den Osten von USA bis nach Baltimore schlagen, um unser Auto dort zu verschiffen. Trotz meiner kritischen Anmerkungen was USA betrifft, haben wir tolle 5einhalb Wochen hinter uns. Angefüllt mit vielen wunderschönen Naturerfahrungen, Tierbeobachtungen, Bergtouren und Familienleben. Die nächsten Reisen liegen als Ideen schon in der Schublade. Norwegen, Island, Osteuropa….

Die Fotos sind alle von Sascha. Die Kamera war das beste Geschenk, was er je bekommen hat. (seine Aussage)

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