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Sommer 2016 auf dem Grand Paradiso

Unsere Abenteuer auf dem Gran Paradiso: Entweder lesen oder direkt anschauen:

Wir haben jetzt 5 Wochen unterschiedlichster, faszinierender, wunderschöner Berglandschaften hinter uns. Dank unserem bergbegeisterten Sohn haben wir mehr Gipfel bestiegen als ich erinnern kann (Sascha kann sie natürlich alle mit Namen und Höhe aufzählen, Doch außer den unendlich vielen Höhenmetern, und vielen gewaltigen Bildeindrücken, gab es auch geruhsame Pausentage an Badegumpen und viel leckeres französisches und italienisches Essen.

Auf dieser Reise hatte ich keinen Blog geplant, weil wir ja nicht so lange weg sind und weil es hier in den Westalpen auch selten internetspots gibt. Doch jetzt bedauern wir es selbst all die verschiedenen Erlebnisse nicht so gut erinnern zu können und so will ich zumindest die Besteigung unseres letzten Höhepunktes, den Gran Paradiso 4050 Meter, beschreiben.

Ehrlich gesagt, weder Georg noch ich kämen im Traum auf die Idee einen Berg zu erklimmen nur weil er ein Viertausender ist. Urlaub ist doch ausschlafen, baden, in der Sonne liegen….na ausspannen halt. Und muss es auch noch in solche eisigen Höhen gehen? Da kann man ja nicht mals gemütlich sein Picknick einnehmen….für uns eigentlich mit der wesentlichste Grund am Bergwandern….an schönen Plätzen gemütlich zu speisen.

Nun, wenn man seinem Berg begeisterten Sohn einen Gefallen tun will, muss man wohl doch solche Berge gelegentlich erklimmen.

Nicht, dass das Ganze an einem Tag zu machen wäre. Zunächst müssen wir mit Schlafgepäck zu einer Hütte aufsteigen um uns dort mit anderen Gipfelaspiranten in aller Frühe am kommenden Morgen an den Aufstieg zu wagen.

Saschas Vorfreude war riesig, als die Hütte gebucht war. Mit schwerem Gepäck machten wir uns morgens daran die 750 Höhenmeter zur Hütte hinter uns zu bringen. Leider ist das Wetter an diesem Tage mäßig. So verbrachten wir die meiste Zeit mit etwa 80 Mitgästen wartend in der Hütte. Und das uns, wo wir doch die Einsamkeit lieben…..was tut man nicht alles für seinen Sprössling.

Da meine italienisch Kenntnisse mehr als begrenzt sind, wusste ich nicht so genau, was ich gebucht hatte. Als man uns, wie allen andern dann zum Abendessen einen Teller mit ein paar Nudeln leicht rötlich gefärbt von mikroskopischen Mengen Sauce vorsetzte, fragten wir uns leicht verzweifelt, wie wir davon satt werden sollten, geschweige denn, mit diesen Kalorien einen Viertausender bewältigen sollten. Nur pappiges Weißbrot gab es in Massen. Sascha versuchte die Krise tapfer zu meistern und verspeiste pro 4 Nudeln ein Weißbrot. Er hatte bis zum Schluss noch Nudeln auf seinem Teller. Dann die Erlösung: Die Pasta war nur die Vorspeise. Es gab noch einen Hauptgang und eine Nachspeise. Eigentlich ganz lecker, wenn der Bauch nicht voll mit Pappbrot gewesen wäre. Ich schlug meinem Sohn, der sich leicht grünlich verfärbte vor mal draußen nach dem Wetter zu sehen. Die frische Luft half…

Zum Abend versammelten sich einige Bergführer mit ihren Grüppchen vor der Hütte, erklärten die Benutzung von Pickel und Steigeisen und wie man als Seilschaft geht. Georg wurde in Anbetracht all der Profis und der uns unbekannten Ausrüstung immer stiller und stiller. Meine eigenen Gletschererfahrungen liegen 30 Jahre in der Vergangenheit und sind sicherlich nicht auf dem neusten Stand. Wir vereinbarten nur soweit zu gehen, wie wir uns alle sicher fühlten und auszuprobieren, wie wir mit Pickel, Seil und Steigeisen zurechtkommen würden.

Mit gemischten Gefühlen begaben wir uns früh am Abend auf unser Schlaflager: eine etwa 1,40 Meter hoher Dachstuhl, auf dem 35 Matratzen lagen mit jeweils 0,05 cm Abstand von einem zum nächsten Schläfer, so ganz ausstrecken konnte sich höchstens Sascha. Es war übrigens jede Matratze besetzt. Mit Decken hingen wir uns unser Eckchen ab, um wenigstens ein wenig Privatsphäre zu haben. Die Nacht war angesichts der vielen Menschen auf engem Raum erstaunlich ruhig. Keine Schnarcher, nur ab und an ein Husten. Als dann um 2.00 nachts sich Unruhe breit machte und die ersten Bergsteiger den Schlaf“saal“ verließen, kamen mir leise Bedenken: waren wir vielleicht doch versehentlich im Everest Basislager gelandet? Sascha wurde natürlich auch wach und wollte, Feuer und Flamme sofort aufstehen und losmarschieren.Aber irgendetwas haben Eltern ja auch noch zu sagen 5 Uhr und keine Minute früher. Um 4.00 Uhr, als allerletzte standen wir dann auf. Der Hüttenwirt war schon munter und spülte fleißig Geschirr, von all denen, die vor uns aufgebrochen waren. Draußen war es noch stockdunkel und wir waren nicht mit diesen blendende Stirnlampen ausgestattet, die denjenigen, der sie nicht an hat blind machen, gegenüber dem, der einen damit anschaut.

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Der Mond scheint helle….

Aber der Mond schien und da Vollmond war, ließ sich der Weg über das erste Blockfeld auch so finden. Eine Lichterkette über den Berg verteilt vor uns zeigte so ungefähr den Wegverlauf an. Eigentlich schön, so im Mondlicht zu wandern, gegen 5.30 Uhr bemerkte ich der Morgen graut allmählich an, worauf Georg nur murmelte „Mir graut es schon den gesamten Morgen….“

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Morgengrauen

Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Gletscherzunge. Ganz schön erschreckend steil. Die Seilschaften vor uns erklommen in unterschiedlichsten Abständen das steile Eis.

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Ein kalter Gletscherwind machte das Anlegen der Steigeisen und Knotenbinden zur Eisfingerprüfung. Dann ging es los. Gletscher kannte ich bis dato nur im Winter oder Frühjahr. Dann sind sie verschneit und man sieht mehr oder weniger Spalten. Im Spätsommer aber, wenn es tags heiß ist, schmilzt der Schnee und das Wasser gefriert in der Nacht wieder. Dieser Steilhang war also ein Eishang. Banges Fragen, ob Saschas Steigeisen 12 Zinken und unsere Grödel, nur 6 Zinken das halten würden. Sie hielten und mit jedem Schritt fassten wir etwas mehr Mut in unsere Ausrüstung. Georg vermied jeden Blick nach unten und Sascha versuchte tapfer immer wieder den Pickel ins Eis zu schlagen, um uns zusätzlich zu sichern. Was das aneinander angeseilt sein nun wirklich bringen soll muss mir mal ein Gletscherexperte erklären….doch dazu später mehr.

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Nachdem wir den ersten Steilhang erklommen hatten, ging es erst mal weniger steil weiter und selbst Georg meinte „ach, an so einem Gletscherwandern könne er Gefallen finden. …bis zum nächsten Steilaufschwung.

In den letzten Jahren sind die Alpengletscher massiv geschrumpft und so mussten wir zwischendurch auch immer wieder kleinere Geröllfelder überqueren, was mit Steigeisen an den Füßen sich ähnlich sicher anfühlt, als würde man auf Eierschalen laufen. Obwohl wir als letzte von der Hütte los marschiert waren, überholten wir mehrere Seilschaften. Einige Menschen waren unterwegs, die entweder nicht genug trainiert waren, oder Angst hatten und deswegen nur sehr schleppend vorankamen. Beim überholen stellte sich immer die Frage wer die sichere Spur verließ um den anderen passieren zu lassen.

Irgendwann kam endlich die Sonne, zwar wärmten die Strahlen nicht aber dennoch wurde die gesamte Gletscher und Bergwelt in ein freundliches goldenes Licht gefärbt. Spalten, dunkel und tief tauchten auf, aber immer so schmal, dass man höchstens seinen Pickel in unergründlichen Tiefen hätte verlieren können.

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Ich habe immer gedacht über einen Gletscher zu wandern wäre ein langweiliges Stapfen über eine Eiswüste. Doch so ist es nicht. Diese Gletscherwelt ist so wild und gewaltig und ungezähmt, und damit sehr beeindruckend. Man ist so klein gegen diese Urgewalt. Irgendwann pfiff ein eisiger Wind , der Kopf gesenkt, stur geradeaus, Schritt um Schritt, immer auf die anderen achten, fühlten wir uns ein wenig in einen Everest Film versetzt.

Das Gehen als Seilschaft hat seine eigene Voraussetzung. Keiner kann einfach schneller laufen, keiner kann einfach zurück bleiben, denn ein plötzliches Rucken am Seil, kann den anderen zum Straucheln bringen. Durchaus ein geeignetes Mittel um desolate Beziehungen zu trainieren. Vielleicht sollten wir es ins Programm aufnehmen? „Löse die Kälte in deiner Ehe mit der Eiseskälte des Gletschers?“

Schließlich erreichten wir das felsige Gipfelplateau.

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Einmal vom Eis herunter, wärmte die Sonne und wir konnten das überwältigende Gipfelpanorama auf die gesamten umliegenden Alpen von Matterhorn, Mont Blanc bis Monte Viso genießen. Die letzten Meter zur Gipfelmadonna (Die katholischen Italiener haben auf jedem Gipfel mindestens eine kitschige Madonna stehen) machte Sascha von mir gesichert im Vorstieg und wir waren beide ganz stolz, dass wir die Kletter und Sicherungstechnik gut hinbekamen. Umso dilettantischer gingen die beiden mit uns anwesenden von Bergsteigern geführten Gruppen vor und ich habe ernsthafte Zweifel, ob ich mein Gipfel verrücktes Kind einer solchen Führung anvertrauen wollte.

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Fast als letzte verließen wir den Berg und machten uns an den Abstieg. Auf das Eis hatte nun den ganzen Tag die Sonne geschienen und statt hartem Eis verwandelte sich der Gletscher in eine Mischung aus Sulz (einfach) und Eiswasserströme (unangenehm nass und schwierig), die teilweise Einbruch gefährdet schienen

Bis zur steilen Gletscherzunge, die auch beim Aufstieg das unangenehmste Stück war, ging alles gut. Dann, auf den letzten Metern gab uns der Gletscher noch einen Denkzettel mit: Georg kam ins rutschen und meinte nur, ich kann mich nicht mehr halten. Sascha versuchte noch mit wenig Erfolg seinen Pickel einzuschlagen. Reflexartig versuchte ich Georg mit meinem eigenen Körper zu Stoppen und dadurch selber zu fallen, Sascha versuchte dies reflexartig ebenso und fiel auch. Heraus kam dabei ein wirrer Haufen Familie, Steigeisen Pickel die gemeinsam den Gletscher hinunterrutschte. Es war nicht schlimm, weil wir sanft gemeinsam in einen flachen Teil rutschten….aber was wäre wenn ….einer im wirklich steilen gefallen wäre. Hier fehlt es eindeutig an Ausbildung. Zu wissen dass man zur Seite springen muss und den Pickel ins Eis schlagen muss ist was ganz anderes als es dann auch zu tun.Also: Gletscherkurs für den bergverrückten Sohn ist schon so gut wie gebucht und inwieweit die Eltern sich weiter auf solche Abenteuer einlassen werden ist noch auszuhandeln.

Der Rückweg war weit. Wir mussten schließlich 2000 Höhenmeter ins Tal absteigen. Sascha meinte den Tag unbedingt mit einem Sprint ins Tal abschließen zu müssen – nachdem wir uns auf der Hütte noch mit Apfelstrudel und Kaffee gestärkt hatten.Georg war so müde, wie ich ihn in unserer inzwischen 25 jährigen gemeinsamen Zeit noch nicht erlebt habe.

Die Meinung über dieses Abenteuer gehen ein wenig auseinander: Georg „Gut, dass ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Demnächst bitte ohne mich. Vor lauter Aufregung habe ich die grandiose Landschaft nicht genießen können“ Andrea: „wunderschön. Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Gletscher so faszinieren würde. Ich habe den ganzen Tag über nichts nachgedacht, weil ich so beschäftigt war alles wahr zu nehmen“ Sascha: „ Wann machen wir den Mont Blanc?“

Letzte Tage in den Rockys

Letzte Tage im Rocky Mountain national Park.

Wir haben uns nur schweren Herzens vom Echopark mit seinen steilen rot und sandfarbenen Wänden losreißen können und sind von der Wüste wieder in Richtung Berge unterwegs. Stundenlang fahren wir durch menschenleeres Gebiet mit stetig leerer werdendem Tank. Weit und breit keine Tankstelle, nichtmals irgendein Anzeichen für menschliche Besiedlung in Sicht. Das was auf dem Navi wie eine Ortschaft aussah, erweist sich eine Ansammlung verfallener Baracken.

An irgendeiner Kreuzung taucht dann nach ca. 250 Kilometern doch noch eiine klitzekleine Taankstelle auf. Glück gehabt.

Kurz vorm Ziel, dem rocky mountain National Park verdüstern mal wieder Rauchwolken den Himmel. Der Westen von USA und Kanada hatte im Winter viel zu wenig Schnee und im Sommer viel zu wenig Regen. Der Grund warum unsere Bilder oft so diesig erscheinen sind schlimme Feuer, die im Westen des Landes gewaltige Schäden anrichten. Jetzt ist vor uns eines und eine Straßensperre ist auch schon errichtet. Mist – es wird wohl negative Folgen haben wenn wir einfach durchbrettern? Zumal zwei schwerbewaffnete nette Officer uns verkünden, dass wir das Feuer mit nur etwa 300 kilometer Umweg umfahren können.

Nochmals Mist. Wir sind müde, haben den ganzen Tag im Auto gesessen und wollen eigentlich nur ankommen. Wir drehen also um und lassen uns vom Navi eine Route über ungeteerte backroads suchen. Wir finden eine, die nur zwei Kilometer hinter der Straßensperre wieder auf die gesperrte Straße führt. Naja, das erscheint uns dann doch zu dreist. Vielleicht ist das Feuer ja auch tatsächlich eine Gefahr. Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass die Sicherheitsfanatischen und rechtsstreitigkeitenfanatischen Amis mal wieder übertreiben. Das ist kein Witz. Auf Wanderwegen findet man regelmäßig die abstrusesten Warnungen. „Vorsicht Flussbänke können überspült werden“. „Vom Waten in Flüssen wird abgeraten, aufgrund der Steine und der Strömungen. Man kann ausrutschen“ „Baden ist gefährlich, weil das Wasser kalt ist“ „Von Klippen kann man runterfallen“ Außerdem scheinen, glaubt man den zahlreichen Warntafeln, Bären permanent in Autos einzubrechen und Berglöwen ständig Wanderer anzugreifen…. Schade, dass wir nie einen gesehen haben…Die Fähigkeit zu denken und selbst achtsam zu sein scheint der amerikanische Staat seinen Bürgern abzusprechen. Nun,ja. Wir finden einen Umweg von etwa 100 Kilometern und beschließen uns nicht mit der amerikanischen Obrigkeit anzulegen.

Endlich im Nationalpark angekommen machen wir sehr schöne aber auch sehr hohe Bergtouren. Die Baumgrenze geht bis etwa 3500 Meter. Darüber liegt alpine Tundra, die weite Blicke erlaubt. Die Gipfel, die wir ersteigen liegen alle um die 4000 Meter. Doch ab 3500 merken zumindest Georg und ich die Höhe deutlich und meine Ideen in diesem Leben noch in den Himalaya zu fahren bekommen Fragezeichen.

Wir sind jetzt schon sehr im Einzugsbereich von Denver. Das bedeutet wildes freies Land zu finden wird fast unmöglich. Eingezwängt zwischen dicken Trailern, die mehr an eine luxuriöse Reihenhaussiedlung denken lassen, fühlen wir uns einfach nicht wohl. So müssen wir lange suchen, bis wir National Forest finden, der nicht privatisiert worden ist und mit KEEP OUT und NO TRESPASSING oder TRESPASSING STRICTLY FORBIDDEN Schildern zugenagelt ist.

Wir finden einen schönen Platz unter den gut duftenden Panderrosakiefern, mit Felsen zum Klettern für Sascha, Ausblick auf die hohen Berge und einem See, der allerdings wieder PRIVAT ist und mit KEEP OUT Schildern das baden zu einem heimlichen vergehen machen. Was für eine verrückte Welt, wo jede natürliche Ressource verkauft und zu Geld gemacht wird und sich das, was von unserem wunderbaren Planeten noch übrig ist die unter den Nagel reißen, die das Geld haben sich einen ganzen See zu kaufen.

Ich bin eindeutig kein Liebhaber von USA und sehne mich nach dem viel wilderen, weiteren Kanada. Dort kann man das Ende der Wildnis nicht sehen, wie es hier in USA meist der Fall ist. Die Kanadier sind um ein vielfaches offener, freundlicher und gesprächsaufgeschlossener als die Amerikaner. USA ist viel zahmer als Kanada.

Nach den vielen Wanderungen streike ich und verlange lautstark einen Ruhetag. Sascha muss unbedingt in eine Alpenvereinsgruppe, wo er sich mit Gleichaltrigen messen kann. Wenn es nach ihm ginge, geht es immer nur noch weiter und noch höher und das möglichst schnell. So sitzen wir heute den ganzen Tag unter Kiefern, lesen, tun nichts und ruhen uns aus.

In vier Tagen fliegen Sascha und ich heim und Georg muss sich alleine durch den Osten von USA bis nach Baltimore schlagen, um unser Auto dort zu verschiffen. Trotz meiner kritischen Anmerkungen was USA betrifft, haben wir tolle 5einhalb Wochen hinter uns. Angefüllt mit vielen wunderschönen Naturerfahrungen, Tierbeobachtungen, Bergtouren und Familienleben. Die nächsten Reisen liegen als Ideen schon in der Schublade. Norwegen, Island, Osteuropa….

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Letzte Tage in den Rocky Mountains

Letzte Tage im Rocky Mountain national Park.

Wir haben uns nur schweren Herzens vom Echopark mit seinen steilen rot und sandfarbenen Wänden losreißen können und sind von der Wüste wieder in Richtung Berge unterwegs. Stundenlang fahren wir durch menschenleeres Gebiet mit stetig leerer werdendem Tank. Weit und breit keine Tankstelle, nichtmals irgendein Anzeichen für menschliche Besiedlung in Sicht. Das was auf dem Navi wie eine Ortschaft aussah, erweist sich eine Ansammlung verfallener Baracken.

An irgendeiner Kreuzung taucht dann nach ca. 250 Kilometern doch noch eiine klitzekleine Taankstelle auf. Glück gehabt.

Kurz vorm Ziel, dem rocky mountain National Park verdüstern mal wieder Rauchwolken den Himmel. Der Westen von USA und Kanada hatte im Winter viel zu wenig Schnee und im Sommer viel zu wenig Regen. Der Grund warum unsere Bilder oft so diesig erscheinen sind schlimme Feuer, die im Westen des Landes gewaltige Schäden anrichten. Jetzt ist vor uns eines und eine Straßensperre ist auch schon errichtet. Mist – es wird wohl negative Folgen haben wenn wir einfach durchbrettern? Zumal zwei schwerbewaffnete nette Officer uns verkünden, dass wir das Feuer mit nur etwa 300 kilometer Umweg umfahren können.

Nochmals Mist. Wir sind müde, haben den ganzen Tag im Auto gesessen und wollen eigentlich nur ankommen. Wir drehen also um und lassen uns vom Navi eine Route über ungeteerte backroads suchen. Wir finden eine, die nur zwei Kilometer hinter der Straßensperre wieder auf die gesperrte Straße führt. Naja, das erscheint uns dann doch zu dreist. Vielleicht ist das Feuer ja auch tatsächlich eine Gefahr. Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass die Sicherheitsfanatischen und rechtsstreitigkeitenfanatischen Amis mal wieder übertreiben. Das ist kein Witz. Auf Wanderwegen findet man regelmäßig die abstrusesten Warnungen. „Vorsicht Flussbänke können überspült werden“. „Vom Waten in Flüssen wird abgeraten, aufgrund der Steine und der Strömungen. Man kann ausrutschen“ „Baden ist gefährlich, weil das Wasser kalt ist“ „Von Klippen kann man runterfallen“ Außerdem scheinen, glaubt man den zahlreichen Warntafeln, Bären permanent in Autos einzubrechen und Berglöwen ständig Wanderer anzugreifen…. Schade, dass wir nie einen gesehen haben…Die Fähigkeit zu denken und selbst achtsam zu sein scheint der amerikanische Staat seinen Bürgern abzusprechen. Nun,ja. Wir finden einen Umweg von etwa 100 Kilometern und beschließen uns nicht mit der amerikanischen Obrigkeit anzulegen.

Endlich im Nationalpark angekommen machen wir sehr schöne aber auch sehr hohe Bergtouren. Die Baumgrenze geht bis etwa 3500 Meter. Darüber liegt alpine Tundra, die weite Blicke erlaubt. Die Gipfel, die wir ersteigen liegen alle um die 4000 Meter. Doch ab 3500 merken zumindest Georg und ich die Höhe deutlich und meine Ideen in diesem Leben noch in den Himalaya zu fahren bekommen Fragezeichen.

Wir sind jetzt schon sehr im Einzugsbereich von Denver. Das bedeutet wildes freies Land zu finden wird fast unmöglich. Eingezwängt zwischen dicken Trailern, die mehr an eine luxuriöse Reihenhaussiedlung denken lassen, fühlen wir uns einfach nicht wohl. So müssen wir lange suchen, bis wir National Forest finden, der nicht privatisiert worden ist und mit KEEP OUT und NO TRESPASSING oder TRESPASSING STRICTLY FORBIDDEN Schildern zugenagelt ist.

Wir finden einen schönen Platz unter den gut duftenden Panderrosakiefern, mit Felsen zum Klettern für Sascha, Ausblick auf die hohen Berge und einem See, der allerdings wieder PRIVAT ist und mit KEEP OUT Schildern das baden zu einem heimlichen vergehen machen. Was für eine verrückte Welt, wo jede natürliche Ressource verkauft und zu Geld gemacht wird und sich das, was von unserem wunderbaren Planeten noch übrig ist die unter den Nagel reißen, die das Geld haben sich einen ganzen See zu kaufen.

Ich bin eindeutig kein Liebhaber von USA und sehne mich nach dem viel wilderen, weiteren Kanada. Dort kann man das Ende der Wildnis nicht sehen, wie es hier in USA meist der Fall ist. Die Kanadier sind um ein vielfaches offener, freundlicher und gesprächsaufgeschlossener als die Amerikaner. USA ist viel zahmer als Kanada.

Nach den vielen Wanderungen streike ich und verlange lautstark einen Ruhetag. Sascha muss unbedingt in eine Alpenvereinsgruppe, wo er sich mit Gleichaltrigen messen kann. Wenn es nach ihm ginge, geht es immer nur noch weiter und noch höher und das möglichst schnell. So sitzen wir heute den ganzen Tag unter Kiefern, lesen, tun nichts und ruhen uns aus.

In vier Tagen fliegen Sascha und ich heim und Georg muss sich alleine durch den Osten von USA bis nach Baltimore schlagen, um unser Auto dort zu verschiffen. Trotz meiner kritischen Anmerkungen was USA betrifft, haben wir tolle 5einhalb Wochen hinter uns. Angefüllt mit vielen wunderschönen Naturerfahrungen, Tierbeobachtungen, Bergtouren und Familienleben. Die nächsten Reisen liegen als Ideen schon in der Schublade. Norwegen, Island, Osteuropa….

Die Fotos sind alle von Sascha. Die Kamera war das beste Geschenk, was er je bekommen hat. (seine Aussage)

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