Wir fahren vom Arabelpass hinunter nach Naryn. Das sind 200 Kilometer durch immer wechselnde Landschaften. Während der erste Teil, das Burkhan Valĺey, geprägt ist von einer tundraartigen Landschaft mit Nomadenjurten und Vieh, geht es dann durch Wüstenlandschaft mit gelegentlichen kleinen Oasenartigen Dörfern ( immer dort wo es Wasser gibt)
Es gibt anscheinend grob geschätzt auf jeden Kirgisen ungefähr 100 Tiere. Es sind unzählige Pferde, Schaf- und Kuhherden, die frei über die steppenartige Landschaft streifen, gelegentlich auch Yaks, Esel und Ziegen. Ich glaube jeder Kirgise kann reiten. Die ganz Kleinen beginnen auf den Eseln.
Nach der Wüstenlandschaft geht es durch eine steile, grüne und wunderschöne Schlucht und wir fühlen uns plötzlich wieder in die Alpen versetzt. In Naryn wollen wir dann für meinen Geburtstag einkaufen aber die „Supermärkte“ geben nicht viel her und nichts Frisches, so besteht das Geburtstagsmahl dann aus Weißkohlsalat, Tomatensalat und ein paar Kartoffeln.
Von Naryn aus fahren wir in eine Marslandschaft mit roten Lehmhügeln, die im Licht der Abendsonne sehr surrereal aussehen.
Am nächsten Tag lockt uns eine kleine Seitenstraße; die wir ausprobieren ohne etwas darüber zu wissen. Wir landen an einem Felskessel mit einer weiten Aussicht über die Landschaft und das Naryn Tal tief unter uns. Wir versuchen diese Felswand zu durchsteigen, wobei Sascha und ich endlich mal wieder etwas Kletterfeeling genießen können. Wir erreichen eine kleine Spitze, aber die gesamte Felswand scheint doch zu steil und unwegsam.
Plötzlich zerreißen Schüsse und Geschrei die Luft und wir fragen uns, ob hier Wilderer unterwegs sind und wir vielleicht in Gefahr geraten. Zurück beim Auto kommt dann tatsächlich irgendwann ein Jäger auf uns zu. Irgendwie anders als die Hirten, die stets freundlich und zurückhaltend waren, ist dieser sehr aufgedreht, neugierig und uns erstmal nicht geheuer. Anscheinend sucht er seinen Partner mit dem er gejagt hat. Später kommt seine Schwester mit ihren Kindern und ihrem Mann dazu um ihn abzuholen. Die Familie macht ein Picknick und lädt uns ein. Wir versuchen miteinander zu kommunizieren und haben einiges dabei zu lachen. Zum Beispiel: Kirgise: “ germania, Angela Merkel? Ich: niet (nicht) Angela Merkel. Er: Angela Merkel kaputt! Allgemeines Gelächter.
Anscheinend handelt es sich nicht um Wilderer, sondern Wolfsjäger. Anders als bei uns sind Wölfe hier sehr zahlreich und nicht geschützt und haben nicht diesen positiven Ruf wie bei uns. Uns tun die Wölfe natürlich leid. Aber wir wissen nicht, ob sie welche bekommen haben.
Liebe Andrea, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag (nachträglich)! Komme erst jetzt dazu, eure Reiseberichte zu lesen (mein Leben ist immer noch voll und anstrengend). Wirklich beeindruckend, diese Landschaft, majestätisch in ihrer „Leerheit“. Ich wünsch euch noch viele wundersame Abenteuer, die alle gut ausgehen mögen.
Liebe Grüße
Martina