Wir haben ein wenig die Entfernungen unterschätzt, was zur Folge hat, dass wir 2 Tage von morgens bis abends auf schlechten Straßen durchgeschüttelt worden sind. Als wir am ersten Abend einen
2900 Meter hohen Pass erreichen, von dem Sascha am nächsten Tag eine Tour machen will streikt Georg, zu kalt, zu windig und zu ungemütlich. So fahren wir an der anderen Seite hinunter ins Ferghanatal. Doch am nächsten Tag wird es nicht besser. Der südliche Teil Kirgisistans ist dicht bevölkert und der Verkehr ist katastrophal. Man fühlt sich ein bisschen wie in Indien,: Stau, jeder hupt und wenn man nicht schnell genug abbiegt, findet sich auf der einspurigen Abbiegespur plötzlich rechts und links jeweils noch ein Auto, dass einem⁹ beim Abbiegen überholen will. Wir brauchen statt der erwarteten 2h 4 h bis Osch. Dort wollen wir den Markt besuchen. Es soll der größte orientalische Markt sein. Doch wir sind enttäuscht. Für das Obst und Gemüse sind wir wohl zu spät und der Markt ist zwar riesig, aber hauptsächlich mit chinesischer Massenware überflutet. Relativ erschöpft starten wir anschließend die Weiterreise in die Berge. Es soll eine gute Straße sein, weil sie auch von Minenfahrzeugen genutzt wird.
Gut ist relativ. Schlaglöcher in denen man versinken kann, Bodenwellen, dass man seekrank wird und vor allem viel zu weit und zu lang. Ja und die Lkw, die leer hineinrattern und mit Kohle beladen rausrattern und uns so sehr in Staub einnebeln, dass ich zwischendurch am Fluss die Windschutzscheibe mit Wasser reinigen muss, macht die Sache auch nicht gerade romantischer. Endlich um 7:00h abends kommen wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung an. Mal wieder auf 3400 Meter Höhe. Es ist kalt und windig. Georg hat keinen Bock mehr! Er schläft in der Nacht kaum, weil er friert und möchte am Morgen die Reise abbrechen.
Wir wandern zu einem kleinen See mit fantastischer Aussicht auf 60 Meter dicke Eishänge eines 5000ers, aber Georg kann der Schönheit der Landschaft nichts mehr abgewinnen. Es macht sich nun bemerkbar, dass die größte Begeisterung für das Land und diese Reise bei Sascha und mir liegt. Georg hat sich davon anstecken lassen aber die Unanehmlichkeiten, die Sascha und ich wegstecken sind für ihn zu beschwerlich. Die Knochen tun weh, es ist für ihn mühsam ins Zelt zu kriechen und nachts raus zu müssen und ja, er ist nun mal ein paar Jährchen älter. Das macht sich bemerkbar. Wir sind etwas ratlos und die Stimmung ist bescheiden. Sascha schlägt vor alleine weiter zu reisen. Er möchte unbedingt noch ein paar Touren machen. Aber so unvorbereitet gefällt uns Eltern das auch nicht. Ich suche eine Zwischenlösung, die möglichst jedem gerecht wird. Zunächst haben wir das so gelöst, dass Sascha seine Sachen gepackt hat und die Straße weiter hinauf getrampt ist, um dort morgen eine Tour alleine zu machen. Georg und ich sind das Tal hinunter gefahren und haben einen wärmeren, geschützteren Platz für uns gefunden, wo wir morgen ein wenig wandern und Sascha uns dann nach seiner Tour hoffentlich wiederfindet. So wollen wir es die nächsten Tage halten. Mal sehen, ob es klappt.
Nach einer warmen Nacht auf 2800 Meter starten Georg und ich eine Bergtour. Es ist sehr schön. Wieder picknicken wir vor der malerischen Kulisse eines eisgepanzerten 5000ers in Gesellschaft einer halbwilden Pferdeherde. Georg zieht es noch weiter hinauf. Mir reicht es und mich zieht es nach unten, wo ich hoffe auf Sascha zu treffen. So gebe ich Georg noch ein paar gute Ermahnungen auf den Weg, keine Risiken einzugehen etc. und wandere die 1000 Höhenmeter zurück zum Auto. Leider noch kein Sascha. So ist nun jeder dieser Familie in diesem großen weiten Land irgendwo anders. Alle Stunde kommt ein Minenlkw vorbei. In jedem könnte Sascha sitzen.
Am Abend sind wir dann alle wieder vereint. Sascha hat ein wenig das Leben der LKW Fahrer kennengelernt, nach dem er 3,5 Stunden mit seinen 30 Wörtern russisch mit einem gefahren ist. Sie brauchen 8 h für eine Fahrt in das Tal. Er war auf einem fast 5000er.(4935m) Es war wohl anstrengend. Georg hat seinen Gipfel auch fast geschafft.