Die ersten sechs Tage des Unterwegssein liegen hinter uns. Sie sind wie im Flug vergangen. Das Wetter im Mittelmeerraum ist nach wie vor sehr gewittrig und auch in den Alpen droht nachmittags Gewitter.
Deswegen sind wir in den ersten drei Tagen immer sehr früh aufgestanden, teilweise gegen 4 Uhr morgens, um Regen und Gewitter zu entkommen.
Georg und ich sind recht gehandicapt, mich plagen Rheuma und Rückenbeschwerden, Georg hat erst vor drei Wochen den Gammanagel aus seiner Hüfte heraus operiert bekommen. Deswegen müssen Höhenmeter und Tourenlänge jetzt reduziert werden.
Daher haben wir nach unserer Einstiegstour auf die Taghaube im Süden Berchtesgaden die Bergbahn auf den Dachstein genommen. Dort gelangen wir ins winterlich verschneite Hochgebirge. Bei strahlender Sonne machen Sascha und ich uns auf zu einem Klettersteigauf den Dachstein (2995m). Unsere Tour wird recht abenteuerlich, als wir feststellen, dass die Stahlseile des Klettersteigs doch zu Teilen noch tief unter Schnee begraben sind, wodurch wir in jenen Passagen ohne Sicherungsmöglichkeiten auskommen müssen. In steilen und dazu weichen Schneefeldern fühle ich mich schnell sehr unsicher und so seilen wir wieder auf den Gletscher ab und finden einen anderen schneefreieren Aufstieg auf den Dachstein. Die Aussicht ist wunderbar, es gibt kaum Mitstreiter weil der im Sommer überlaufene Berg unter diesen Bedingungen weit weniger einfach ist als im Hochsommer.
Am nächsten Tag stehen wir schon um 4 uhr auf, weil es bereits vormittags regnen soll. Sascha und ich wollen eine Mehrseillängenroute in den slowenischen Alpen klettern, während Georg den gleichen Berg über den Normalweg erreicht.
Mir ist bedenklich zumute. Ich habe Sorge dass uns der Schnee wieder Schwierigkeiten bereiten könnte oder der Regen uns in der Wand überrascht. Eine gewisse Hassliebe besitze ich zu unseren Touren. Einerseits mache ich tolle Erfahrungen, die ich mich ohne Sascha niemals trauen würde, andererseits weckt es doch viele schlummernde Ängste in mir, was alles schief gehen könnte. Der Weg zum Einstieg ist mit 2 Stunden geschafft, die letzten Meter mit Steigeisen um den Schnee der am Wandfuß liegt zu überwinden. Wir finden dann von 20 Meter vom Einstieg der Nordwandroute entfernt ein neues Paar Bergschuhe, die mir passen, so stecken wir diese ein, was allerdings auch bedeutet, dass wir sie noch die Wand hoch schleppen müssen. Hat tatsächlich jemand seine Schuhe hier verloren? Der Ärmste musste dann den Berg auf der anderen Seite ohne Schuhe absteigen. Saschas Theorie: Jemand ist die ganze Wand abgestürzt und die Schuhe haben sich beim Sturz gelöst. Mhmm, keine schöne Vorstellung und die Bilder von stürzenden Bergsteigern bleiben mir noch eine Weile im Sinn. Wir klettern die ganze Zeit mit dem aufsteigenden Nebel. Sascha als Vorsteigender kommt manchmal über die Nebelschicht. Ich als Nachsteigende kann wenig in die Tiefe schauen weil das aufsteigende Nebelmeer alles verschluckt. Das Klettern ist sehr schön, ein wenig bröselig aber nie schwer. Der Regen lässt auch auf sich warten und wir gewinnen beeindruckende Aussichten auf die Bergkämme, die sich über das Nebelmeer erheben.
Obwohl es nur 340 Klettermeter, also rund zehn Seillängen sind, ziehen sich diese und so sind wir ganz schön erschöpft als wir endlich den Gipfel erreichen. Glücklicherweise treffen wir dort auch Georg, der zu anderen Zeiten auch schon mal den falschen Berg bestiegen hat und wir ihn dann nur von weitem haben zu winken können. Bestenfalls🤣. Der vom Wetterbericht prophezeite Regen verspätet sich, wodurch wir gemütlich absteigen können.
Aufgrund unseres frühmorgendlichen Aufstiegs ist es erst Mittag als wir zurück sind und wir fahren die vier Stunden ans Meer in Kroatien, wo uns ein wildes Gewitter empfängt.
Das Fazit der ersten Woche: schöne Verwandtenbesuche, drei wunderschöne Touren und jetzt erstmal Seele baumeln lassen. Rheuma und Rücken sind ganz okay und auch Georgs OP-Wunde ermöglicht mittelweite Wanderungen. Auf tägliche Gewitter Unwetter müssen wir uns einstellen, doch es ist schön warm in der Sonne und wir waren auch schon im Meer ausgiebig schwimmen.