Reisebericht 2 kroatien EU finanzierte Abzocke?
In Kroatien erwartet uns eine nagelneue EU finanzierte Autobahn, die allerdings Geld kostet. Doch wir sind müde von dem frühen Aufstehen und den Touren der letzten Tage und freuen uns dadurch recht zügig in den Süden zu kommen. Etappenziel ist Paklencia, der Ort wo Winnetou gedreht wurde und der sich zu einem Klettereldorado entwickelt haben soll. Inzwischen ist das Gebiet zum Nationalpark erklärt worden. Wir machen erstmal ein dummes Gesicht, als von uns 30€ verlangt werden um die 2 Kilometer lange Schlucht zu Fuß oder per Auto zu erkunden. Es ist irgenwie absurd, in den Alpen allein oder ganz Europa gibt es zig wunderschöne Schluchten. Wenn man jedes Mal zahlen müsste, um sich diese anzuschauen, wäre man alleine bei einer Alpenüberquerung nach Südfrankreich ziemlich arm. Wir finden das ist ein Ausverkauf der Natur, wie es schon in den amerikanischen Nationalparks der Fall ist, wo die Touristen in Massen mit Reisebussen in die Parks gekarrt werden und diese dann völlig überlaufen sind.
Sascha ist findig und nach kurzem Studium der Karte entdeckt er einen anderen Zugang, wo wir über einen gemütlichen Wanderweg mittels dem wir die Eintrittsgebühr vermeidenden. Die Wege sind ebenfalls EU finanziert, alles ist gepflastert und unserer Meinung nach sehr teuer angelegt. Massen von Touristen wandern darauf. Sascha und ich entklettern den Touristen über eine dreistündige Klettertour. Auch Georg findet kleine menschenleere Pfade, da die Touristen auf dem gepflasterten Hauptweg zur Eisbude laufen.
Wir sind sehr zufrieden mit unserer Unternehmung und gehen zum krönenden Abschluss noch sehr lecker (aber teuer) Fisch essen. Zum Schlafen finden wir eine kleine Stichstraße an die Küste und vergnügen uns bei einem abendlichen Bad im Meer. Gerade als wir gut in unseren Betten liegen kommt ein Kroate und verlangt 15€ von uns. Das wäre seine Straße und wir könnten hier nur übernachten, wenn wir das zahlen. Keine Ahnung, ob das stimmt, oder ob er nur die Küste abfährt und Touristen abkassiert. Es fühlt sich schräg an und so packen wir nochmals ein und fahren hoch übers Meer zu einem Aussichtsplatz an dem wir schon die letzte Nacht verbracht haben. Vielleicht lassen unsere Eindrücke sich nicht verallgemeinern doch wir haben das Gefühl, dass man bei den Touristen gerne die Hand aufhält. Am nächsten Morgen ist uns das Mittelmeertief wieder treu und wir fahren bei strömendem Dauerregen weiter gen Süden.
Wir haben vor über Montenegro und kleine Straßen im Hinterland nach Albanien einzureisen. Zunächst bezaubert uns jedoch Montenegro. Zu Beginn paddeln wir mit unserem Boot durch ein Naturidyll von Seerosen, alten Weiden, vielen Wasservögln durch stille Flussarme zu einem weiten See. Das Wasser ist kristallklar, bestückt mit Wasserpflanzen und lädt zum Baden ein. Auch die Sonne spielt mit und liefert die entsprechende Temperatur.
Als unser zweites Ziel in den Bergen aufgrund der kleinen kurvenreichen und schlechten Straßen zu weit ist, zaubert Sascha in sekundenschnelle eine andere Wanderung in der unbekannten Gegend aus dem Hut. Er überrascht uns immer wieder, mit welcher Geschwindigkeit und welchem know how er Pläne entwirft, während Georg und ich noch ratlos und planlos abwarten. Wir fahren durch riesige Waldgebiete in denen Bär und Wolf zu Hause sind und landen am Fuß des Berges, den wir am nächsten Tag besteigen.
Morgens hängt ein Nebelmeer über den Tälern und wir nutzen die sehr frühen Morgenstunden um dem allnachmittäglichen Gewittern zu entgehen. Anders als Kirgisistan ist dieses Land enger, grüner, es blühen massenweise Traubenhyazinten, Krokusse, Primeln und Nelken. Kuckuck und Nachtigall sind permanente Begleiter. Am nächsten Tag erreichen wir erstmalig Albanien – aber zu Fuß. Wir übernachten im Nationalpark Prokletje, in dem paradiesischen Tal Vusanje. Der Weg zu der eindrucksvollen Zinne Arapi, die wir besteigen wollen scheint uns unglaublich weit. Doch der Weg dahin ist beeindruckend schön.
Zwischen hohen Felsnadeln und Türmen geht es sehr abwechslungsreich durch Wälder und artenreiche Blumenlichtungen, an Seen vorbei hinauf in die schroffe und noch sehr schneereiche Bergwelt.
Am Schluß muss über zerklüfteten Karst geklettert werden was für Georgs frisch verheiltes Bein eine Herausforderung ist. Das Wetter hält sich heute sehr lange und so wagen wir nach einigen Bedenken den insgesamt 7 stündigen Aufstieg bis zum Gipfel hinter uns zu bringen. Wohlwissend das 5 h Rückweg dann noch vor uns liegen.
Hinunter versuchen wir eine Abkürzung durch das Labyrinth von Karst zu finden. Saschas Karte und Spürnase geleitet uns sicher hindurch.
Einige Schneefelder versüßen den Abstieg, ist es doch viel vergnüglicher über Schnee hinunter zu rutschen als mühselig zu klettern. Doch am Ende des Tages sind wir alle 3 fix und foxi. Vorbei sind die Zeiten mit 1500 Höhenmetern und mehr. Saschas Knie melden sich auch wieder, was ihm Sorgen wegen seiner geplanten Trekkingtouren macht. Doch am nächsten Morgen ist Georgs Schwellung von seiner OP erstaunlicherweise zurück gegangen. Ans Limit gehen scheint also die richtige Devise.
Der Versuch Albanien über eine kleine Offroadstrecke zu erreichen scheitert. Ein Ortsansässiger sagt mit Blick auf unser Auto das wäre unmöglich. Die Strassen sind durch den häufigen Regen aufgeweicht und wir sind hin und hergerissen. Den ganzen weiten Weg zurück zu Küste, wo wir doch eigentlich in die Berge wollen oder durch den politisch instabilen Kosovo, wo Serben und Kosover bis an die Zähne bewaffnet jederzeit über einander herfallen können. Organisierte Kriminalität scheint auch verbreitet zu sein und ob er 100% entmint ist, ist auch nicht sicher. Wir entscheiden uns zunächst zu versuchen die Grenze zu überqueren und dann in einem Rutsch durchzufahren, um Albanien von Norden zu erreichen. Hoffentlich klappt es.