Jebel Azurki 3656, eine mühsame Besteigung

von Andrea

Den Vormittag verbringen wir noch in Tabant. Wir erkunden eine weitere Schlucht und wollen noch ein wenig klettern. Das Klettern erweist sich für mich als viel zu schwierig. Sascha findet zum Glück noch eine schöne Route. Um hier klettern zu können, müsste ich deutlich trainierter sein. Dann verabschieden wir uns von unseren herzlichen Gastgebern mit der Versicherung wiederzukommen. Inschallah, meint dazu Josef, der uns meistens bedient hat. Wir werden also sehen: wenn Gott will… Wir fahren aus der steilen Schlucht wieder heraus, zum Glück gibt es ja kaum Verkehr und so fährt unser Dacia die Strecke mühelos. Dann geht es weiterhin auf in die Berge. Es ist heiss. Unterwegs sammeln wir noch etwas Holz, um unser Abendessen auf dem Feuer kochen zu können. Oben am Pass biegen wir in eine kleine Seitenstrasse und finden auf der Höhe einen guten Schlafplatz. Beim Bauen des Steinofens für unser Feuer finden wir einen fetten Skorpion.

Also feste Schuhe anziehen. Erstaunlicherweise haben wir hier oben tolles Netz veröffentlichen unseren ersten Blog Eintrag. Der Sonnenuntergang beschert uns ein brennendes Farbenspektakel. Hier oben ist kein Laut zu hören. Nur ein Schäfer zieht an uns vorbei und ein wenig später eine verschleierte Frau auf ihrem Esel. Es scheint ihr unangenehm zu sein uns zu begegnen.

Um 7 kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Morgen wollen wir früh hinaus und einen 3600 m hohen schneebedeckten Berg besteigen. Angeblich sollen es nur 600 Höhenmeter sein. Da muss sich irgendjemand verrechnet haben. Es ist kalt und windig, dummerweise haben wir keine Handschuhe dabei. Der Bergrücken über den wir aufsteigen zieht sich ins endlose. Nach jedem Buckel über Geröllschutt türmt sich der nächste Buckel auf und strapaziert damit unsere Geduld und Kraft gleichermassen. Endlich oben am Grad angelangt, sind wir völlig ausgepumpt, ausgelaugt von dem kräftezehrenden Aufstieg in Kälte und schneidendem Wind, gepaart mit der trockenen Wüstenluft. Zudem kündigt sich bei Sascha vielleicht ein Infekt mit Halsschmerzen Kopfschmerzen etc an. Es sind dann doch gut 1000 Höhenmeter und keine 600. Wir fragen uns beide, warum man auf so bekloppte Ideen kommt, wie Geröllberge zu besteigen, wo man doch auch gemütlich zu Hause sitzen und frühstücken könnte.

Der Abstieg ist nicht equicklicher als der Aufstieg.

Abgesehen von den Schneeflecken, die Sascha mit Begeisterung hinunterrutscht, stapfen wir monoton durch Blockfelder abwärts. Am Auto angekommen ist Sascha überzeugt, noch nie eine so anstrengende Bergtour unternommen zu haben. Weder auf den 5000ern Zentralasiens, noch den höchsten von uns bisher durchstiegenden Felsflanken der Alpen, noch sonst irgeneine 2000 Höhenmeter messende Gerölltour. Nach dieser Tour suchen wir uns eine Gite, um uns zu erholen und sind sehr froh die Nacht nicht im Zelt zu verbringen und wieder so eine merkwürdig schleimige Suppe zu kochen, wie die am Vorabend.

Sascha ist ein wenig erkältet und so werden wir heute keine Wanderung machen. Wir fahren weiter quer durch und über den Atlas.

Glücklicherweise ist die Strasse zu Anfang geteert noch geteert. Die Ausblicke sind gewaltig und uns völlig fremd.

Wir überqueren mehrere 3000 m hohe Pässe. In den Tälern Leben Menschen in Lehmbauten, waschen ihre Wäsche im Fluss und leben so wie vor 300 Jahren. überall, wo Wasser ist Leben auch Menschen und bauen Getreide an. Dazwischen stehen Mandel Walnuss und Apfelbäume manche gerade in der Blüte.

Auf den Höhen herrscht karge trockene Einsamkeit. An den erstaunlichsten Stellen sieht man einen Hirten mit Kaftan und Turban mit einem Paar Ziegen durch die Gegend streifen. Wir versuchen eine Schlucht zu erreichen und fahren auf einer lehmigen Strasse in ein Tal hinab. Es ist so schmal und teilweise steil, dass mir Angst und Bange wird. Irgendwann lassen wir das Auto lieber stehen und gehen zu Fuss weiter. Die Menschen grüssen uns freundlich, doch die Kinder kommen immer angerannt und wollen Geld, Bonbons oder Stifte. Wir wissen nicht so ganz was wir damit tun sollen, man bräuchte pro Tag mindestens 100 Stifte, die haben wir eindeutig nicht bei uns. Wie immer ist es etwas schwierig wenn der Kontrast von Armut und reichen Touristen aufeinanderprallen.

Nach der Weiterfahrt über die Hauptstrasse auch mit Schlaglöchern gepflastert ist, wagen wir uns in ein weiteres Seitental und passieren eine überwältigende Schlucht.

Ein Canyon, wie man ihn vielleicht in den USA finden könnte aber hier in völliger Einsamkeit.

Begegnen uns nur sehr wenige Autos, Esel sind hier nach wie vor das geläufigere Transportmittel. am Ende des Schlucht sind wir mit einer kargen Wüstenlandschaft konfrontiert. Wir sind am nördlichen Rand der Sahara alles ist wieder ganz anders und fremd.

Ein Kommentar

  1. Peter Schallenberg

    Hallo, Euch eine gute Zeit in Marokko!
    Ich wünsche intensive Begegnungen mit Land (Bergen!) und Leuten dort. Eure Fotos geben einen kleinen Eindruck! Bleibt gesund und (nicht zu) abenteuerlustig. Hoffe, dass wir uns bald wiedersehen!!!
    Danke für die schönen Berichte… Gruß Peter

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