Paddeln in der Wells gray wilderness

Wer sein Kanu liebt, der schiebt.

Ohne Kanu geht in Kanada eigentlich nichts. Also leihen wir uns im Wells gray provincial park, einer weiteren wilderness area mal wieder ein Kanu. Dass man, bevor man in sein Boot steigt eine 2,5 Kilometer lange Portage zu bewältigen hat, blenden wir aus. Wir haben ja auch einen Bootswagen dazu gemietet. Also sollte diese Portage nicht allzu problematisch sein.

Es ist Mittag, als wir den trailhead erreichen und wie so häufig mal wieder ungefähr 35 Grad. Als das Kanu gepackt ist, wiegt es so ungefähr 100 Kilo und wir sind schweißnass, bevor wir überhaupt loswandern. Nun wird dieser Bootswagen geschoben und gezogen. Entweder den Berg hinauf, so dass wir ächzend und stöhnend unser Letztes geben, oder es geht bergab, so dass unser Gefährt droht uns davon zu rasen und wir es kaum noch bremsen können. Dazu gibt es im Wald wunderbar viele Mücken, die genau zu wissen scheinen, dass man gerade keine Hand frei hat sie zu erschlagen( Hat eigentlich schon mal jemand den Intelligenzquotienten von Mücken untersucht? Der muss beachtlich sein….)

Kurz und gut, als wir den See erreichen sind wir völlig erledigt und fragen uns mal wieder, ob in unserer Urlaubsplanung nicht irgendwie irgendetwas unausgewogen ist…Warum steht Selbstquälerei eigentlich immer ganz oben auf der Hitliste? Warum können wir nicht einfach mal wie normale Menschen einen Badetag an einem See machen?

Nach einem Bad im ziemlich warmen Murtalake sieht die Sache schon wieder etwas rosiger aus. Frohgemut gehen wir es an und paddeln in die malerische Seenlandschaft, eher liegend und nur wenig bekleidet, ganz nach dem Motto: Jetzt wollen wir es uns gut gehen lassen.

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Doch kaum haben wir die Bucht hinter uns gelassen, geht es ordentlich zur Sache. Der Wind frischt auf und die Wellen schlagen immer mal wieder ins Boot. Sascha wird leicht nervös und ich auch, während Georg hinten als Steuermann stur seinen Kurs beibehält und sich weigert näher ans Land zu paddeln.Ziemlich erschöpft erreichen wir unseren Lagerplatz, einen wunderschönen Sandstrand.

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Abends und morgens hören wir die Wölfe heulen, Sascha ist im Blaubeerparadies und wir könnten einfach mal nichts tun, wenn wir nicht am nächsten Morgen schon wieder eine Bergtour geplant hätten.

Es wäre so schön mal nichts zu tun, doch der Reiz etwas neues zu entdecken, lockt uns dann doch um 8 Uhr aus den Federn. Wir müssen nur ein wenig zum trailhead, dass heißt zum Ausgangspunkt unserer Wanderung paddeln. Dann geht es durch beeindruckenden uralten Zedernurwald steil hinauf in die Berge.Der Wald ist toll. Alles wächst und modert gleichzeitig, die Bäume sind uralt und riesig, alles ist voller Moos und Flechten. Mindestens so beeindruckend wie ein tropischer Regenwald….wenn nur die Mücken nicht wären. Jedes verweilen wird damit bestraft, dass uns diese Biester bei lebendigem Leibe auffressen. Also geht es immer weiter nach oben. Anstrengend, heiß, mückig. Der Weg ist wahrlich keine Freude. Für die Kanadier scheint das Wort Serpentine ein Fremdwort. Es geht immer diretissima in steilem Winkel schnurstracks den Berg hinauf. Anfangs sind die umgefallenen Bäume noch gesägt, später müssen wir immer wieder mühsam hinüberklettern.

Dann endlich erreichen wir die Waldgrenze und vor uns liegt eine wunderschöne alpine Landschaft. Wir wandern über den Grat, baden in kleinen smaragdgrünen Bergseen und finden jetzt doch, dass die Viecherei des Aufstieges sich gelohnt hat.

Am nächsten Tag wird dann endlich mal gefaulenzt, Blaubeerpfannekuchen gebacken, Seeadler beobachtet, geschwommen und zurück gepaddelt. Die Portage des Kanus zurück ist nicht ganz so grausam, weil wir doch weniger Gewicht haben.

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Bei der Schlafplatzsuche kreuzten drei Stachelschweine unseren Weg. Mitten in der Nacht weckt ausnahmsweise Georg mich dann und sagt „Da ist ein Tier, das nagt“ im Dunkel erkennt man nur einen großen schwarzen Schatten. Sollte es doch ein Schwarzbär sein? Aber dass Bären an Autos nagen ist mit neu, also stürze ich mich voller Elan nach draußen und vertreibe – ein Stachelschwein. Behäbig macht es sich von dannen und ich kann nur hoffen, das es nicht gerade die Bremsleitung angenagt hat. ( Ach die Mäuse sind wir übriges wieder vollkommen losgeworden) Den Hühnerdraht hatten wir einem kanadischen Bauarbeiter geschenkt, keiner verriegelt mehr hier sein Auto mit Hühnerdraht, wie in den Nordpurcells. Die Porcupines scheinen von solchen regionalen Gepflogenheiten jedoch unbeeindruckt und nagen sowohl in Alberta, wie in British Columbia. Vielleicht hätten wir unseren Draht ja doch nicht verschenken sollen? Die Werkstattanzeige unseres Autos leuchtet mal kurz auf, zeigt sich dann aber ganz friedlich und wir hoffen dass nichts wesentliches gefressen ist.

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