Der einsame Platz am Meer….wir haben gesucht…und hätten ihn fast gefunden.
Zunächst sind wir an den aller nördlichsten Zipfel der sunshinecoast gefahren. Hier hören alle Straßen auf, weil die Küste so zerklüftet ist. Dort fanden wir ein kleines Drecksträßchen dem wir immer weiter Richtung Norden folgten. Die Straße wurde enger und enger und und man wird nach dieser Reise nicht viel vom Lack meines Pickups finden, der nicht zerkratzt ist von unzähligen Brombeerranken, Erlengestrüpp etc. Dann gab es einen kleinen Seitenabzweig. Es ging steil hinunter und Sascha und ich erforschten zunächst zu Fuß, wohin dieser Weg führte. Wir mussten aufpassen nicht in die rabenschwarze Bärenkacke die von Brom und Blaubeeren so gefärbt ist zu treten, so viel gab es davon. Es schien von Bären nur so zu wimmeln. Unten ein Traumbucht, leider Kies aber eingerahmt mit hohen Felsen, wirklich wunderschön. Einziger Schönheitsfleck war das große Schild for sale.(Der Haken kommt gleich…) Georg, unser mutiger offroadheld wagte die steile Abfahrt, obwohl wir uns ganz unten die Straße erst bauen mussten. Durch den Regen hatte sich eine kleine erosive Schlucht gebildet, die wir eifrig mit Steinen auffüllten. Da saßen wir nun, mit eisgekühltem Bier und genossen den Sonnenuntergang. Wenn nur die Motorboote nicht wären… Wir haben ja schon mal am Setonlake unsere Erfahrung damit gemacht. Doch das war nichts gegen das Meer. Motorjachten in jeder Preisklasse und in jeder Lautstärke schipperten an unserer Bucht vorbei und viele auch aus Neugier in sie hinein. Als fundamentale Freikörperkulturristen kamen wir echt in Stress mit dem permanenten be- und entkleiden, wir wollten ja nicht das zartbeseitete Schamgefühl der Kanadier zu sehr strapazieren.
Also nix Einsamkeit am Meer. Die gibt’s vielleicht noch an der Skelettküste in Namibia aber nicht mehr am Desolationpoint in Kanada. Dennoch war es ganz nett im Pazifik zu schwimmen, Seesterne zu beobachten und zu faulenzen. Ach, jetzt hätte ich die Schlangen vergessen. Sascha konnte erfolgreich seine leichte Schlangenphobie therapieren. Es gab nämlich so viele…Anfangs nur hin und wieder eine im Gebüsch. Doch als dann die Ebbe kam, kamen sie von allen Seiten und man musste sehr aufmerksam sein und am besten die Füße hochheben, damit nicht versehentlich eine drüber glitt.. Es gab eine „Riesenschlangenkuschelei“ und Sascha war schließlich mehr fasziniert als panisch. Nachts hatten wir Besuch über den wir uns im Unklaren sind. Ein lautes Platschen aus allen Ecken der Bucht weckte uns. Georgs Version ein Bär, der (nachts im dunkeln?) Fische fängt oder gar Steine ins Wasser wirft halte ich für sehr gewagt. Ich vermute es waren entweder Robben, die in der Nacht gefischt haben oder vielleicht sogar Orkas, die ja auch in dieser Gegend leben. Als wir Licht anschalteten verschwand das Platschen leider und wir konnten ihm nicht mehr auf den Grund gehen.
Wir versuchten uns auch noch an einem Küstenwanderweg. Aber bei 35 Grad sind meine Wanderambitionen sehr gemäßigt und nach 2 oder 3 Kilometern zog es mich zurück ins Meer, das zumindest kurzzeitige Kühlung verschaffte.
Nach 2 Tagen Meer zog es uns dann noch einmal in die Berge. Über die Loggingroads, dass sind die Dreckstraßen der Holzfäller gelangten wir tief in Landesinnere. Die Loggingstraßen zu befahren hat ein wenig was von Wellenreiten. Der Pickup taucht tief in eine der Querrillen hinein, so dass man denkt mit der Schnauze rammt er gleich in den Boden, dann wie ein Böotchen, am Ende des Wellentals kommt er langsam wieder nach oben. Das alles natürlich im Zeitlupentempo. Anfangs sind Sascha und ich immer rausgesprungen um zu checken ob wir weder vorne noch hinten aufsetzen. Doch der Pickup kämpft sich ganz tapfer durch diese Wellen und Georg ist inzwischen echt gut. Jedoch ist es gewöhnungsbedürftig, dass man weder beim eintauchen, noch beim wieder empor kommen irgendetwas sieht, weil der Winkel zu steil ist. Ein weiteres Abenteuer auf diesen logginggstraßen ist, dass die Holzlaster auf jeden Fall mehr als die gesamte Straßenbreite brauchen. Wenn einem einer begegnet, sollte man erstens gut bremsen können und zweitens gut rückwärts setzen können. Eine kleine Ausweiche reicht da bei weitem nicht aus.
Man braucht also starke Nerven und abgesehen von unserer kleinen Unke, die hinten im Auto sitzt und uns immer prophezeit, was alles schief gehen wird und wann es wieder regnen wird sind wir beide doch recht mutig, dass wir uns immer wieder auf diese Fahrten ins Ungewisse einlassen. (Sascha kriegt von hinten die Straßendramen nicht so ganz mit und bleibt so auch immer ganz cool)
Die letzte Wanderung führt uns nach ein paar kleinen Kletterstellen auf einen Gipfel, von dem wir die zahlreichen Fjorde, Seen und Inselchen bis Vancouver island überblicken können. Wunderschön!!! Wir entdecken ein Gipfelbuch mir Einträgen von 1970. Also wirklich oft ist hier oben niemand.
Die nächsten Touren fallen ins Wasser, oder eher auf die Straße. Die Zufahrten werden 10 Kilometer vor dem Trailhead so schlecht, dass wir sie nicht mehr fahren können. Hier fehlt jetzt das Fahrrad oder ein ATV. So machen wir Zwangspause an einem einsamen See.
Trotz 28 Grad Wassertemperatur und 30 Grad Lufttemperatur ist unsere Frostbeule Sascha nicht ins Wasser zu kriegen und zieht es vor uns auf dem Floß durch den See zu ziehen. Angeblich soll das Wetter schlecht werden, was wir uns noch nicht ganz vorstellen können, nach soviel schönen Tagen. Jetzt genießen wir noch die Sonne. Wir kosten unsere Reise jedenfalls bis zum letzten Zipfelchen aus.