Morgens zieht es uns als erstes wieder in die heiße Quelle. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand in dieser weiten wilden Welt im Warmen zu treiben, was will man mehr. Solch eine Quelle im eigenen Garten zu haben…. aber wir werden etwas antriebslos, weil so viel Wohlgefühl jeglichen Grund auflöst irgendetwas zu tun. Da ist es vielleicht besser keine heiße Quelle im Garten zu haben. Wir reißen uns also mühsam los.
Wir haben leise Zweifel ob der Sprit wohl reicht. Wir sind weit, weit weg von der Zivilisation. Weiter als je zuvor in meinem Leben. Die nächste Tankstelle kommt in etwa 200 Kilometern über einsame Offroad Täler an den Grenzen zu Xinjiang in China und später Kasachstan. Doch zunächst wollen wir das Kaniengital ganz in der Nähe erforschen. Nach wenigen Kilometern schreie ich halt. Ein Bergrutsch hat den Weg zerstört. Er ist zwar notdürftig repariert, aber die schmale Spur die durch das Geröll gegraben ist, ist so schräg an dem steilen Abhang und in der Tiefe der reißende Fluss, dass ich dieses Experiment an dieser Stelle nicht wagen möchte. Mühsam quälen wir unser Auto rückwärts, bis wir an geeigneter Stelle wenden können. Es geht zu Fuß weiter. Mal sehen wie lange Saschas Fuß das mitmacht. Wir kommen nach 30 Minuten an eine kleine Hirtenunterkunft. Es grasen 3 Pferde dort. Wie toll, wenn man die leihen könnte…. Na ja aber meine Sprachkenntnisse reichen dafür definitiv nicht aus.
Was hieß nochmal Pferd? Und was hieß leihen? Keine Ahnung.
Aber wir könnten es ja versuchen? Gesagt, getan. Am Haus sind 4 mehr oder weniger zahnlose Männer, die uns mit Handschlag begrüßen. „Straßtwutje“ ( Guten Tag) das geht schon mal. „Atkuda?“ „Germania“ das geht auch. Jetzt wird es schwieriger:“ u vas yest 3 „(haben sie 3, zeigen auf ein pferd) jetzt ahmt Georg gekonnt Reitbewegungen nach und ich zeige das Tal hinauf. Der Pferdebesitzer ist zunächst ablehnend, „niet vremini“ ( keine zeit) die anderen 3 sind zuversichtlicher. Also „dwa oder tri cechass? “ 2 oder 3 Stunden? „Da“ (ja) aber „tolka dwa Pferde?“ Sascha und ich sollen uns eins teilen und einer der Hirten kommt mit. Wunderbar es klappt. Bei der Frage was es kosten soll, sagt der Pferdebesitzer „patom“ (später). Und so dürfen wir nach wenigen Minuten vom Pferderücken aus das Tal erkunden. Es geht gemütlich das Tal hinauf, die Vegetation ist spärlich, ab und zu geht’s durch uralt schattige Birken, der wilde kaniengifluss neben uns, hoch oben die vergletscherten Berge. Es ist heiß und wir genießen diesen Ritt in vollen Zügen. Soweit wären wir zu Fuß nie gekommen. Endpunkt ist ein Lager in dem sich Russen niedergelassen haben. Uum Glück keine politischen, ein Russe übersetzt, dass die Pferde jetzt eine Pause brauchen bevor es wieder zurück geht. Der Risse hat für eine deutsche Firma gearbeitet und kann ein wenig deutsch.
Als wir wieder zurück beim Hof sind, werden wir in due Hütte gebeten und bewirtet. Es gibt einen leckeren Hammeleintopf, Brot, Nudeln, Fleisch und Tee. Zusammen mit den Hirten essen wir und versuchen weiter eine bruchstückhafte Unterhaltung. Als ich zum Ende etwas bezahlen möchte, sagt der Pferdebesitzer ya ne snaju ( ich weiß nicht) Ich glaube wir waren die ersten Touristen die mit diesem Ansinnen auf ihn zukamen. Ich lege 1500 som auf den Tisch, etwa 19 € und er scheint einverstanden. Wir wandern hochzufrieden zurück zu unserem Auto und freuen uns über die Ursprünglichkeit die wir genießen durften.
Es geht weiter zum Ak Tog Pass durch das obere Sari Jaz Tal. Auf eine enge Schlucht durchströmt von einem reissenden Fluss folgen endlose grasbedeckte Berghänge, die sich bis zum Horizont in seichten Wellen erstrecken. Dahinter treten eisbedeckte Felsriesen in Erscheinung. Doch auch sie sind nur die Vorhügel des eigentlichen Kammes, der aber, obwohl noch einmal 2000Meter höher, verborgen bleibt. Ich wiederhole mich, wenn ich atemberaubend schreibe. Es fehlen einfach die Worte dies unfassbare Weite zu beschreiben. Während wir vor 2 Tagen von der engen Schlucht fasziniert waren, fühlen wir uns jetzt in die Mongolei versetzt. Kann man geblendet von der Weite sein? Dann sind wir wirklich geblendet.
Wir passieren wieder einen checkpoint, die Soldaten sind sehr freundlich, wahrscheinlich erfreut über die Abwechslung. Zumindest wir haben auf den 45 Kilometern bis hierhin nur ein weiteres Auto, einen Militär laster gesehen. Am nöchsten Morgen wollen wir einen weiteren 4300 Meter hohen Berg mit beeindruckender Gletscherkuppe besteigen. Doch obwohl am Morgen die Gipfel in strahlendem Glanz leuchten und alles gefroren ist, beginnt es dann leise zu regnen und wir harren im Zelt aus um auf besseres Wetter zu warten.
Es regnet. In den Vormittagsstunden haben Sascha und ich bei tiefhängenden Wolken noch einen kleinen Berg bestiegen aber ab Mittag hat es sich eingeregnet. Wir sitzen hier fest, denn bei Regen den Pass zu befahren wäre zu gefährlich. Die Flüsse die durchquert werden müssen, sind sicherlich zu angeschwollen, vielleicht liegt weiter oben auch frischer Neuschnee. Aufjedenfall wird die „Straße “ zu matschig und gefährlich sein. Es gibt hier natürlich kein Internet und somit keine Möglichkeit einen Wetterbericht zu empfangen. Zu Hause macht sich vielleicht schon jemand Sorgen, weil es seit Tagen keine Nachricht von uns gibt. Gür uns heißt es einfach abwarten und auf besseres Wetter hoffen. Lebensmittel haben wir genug nur Trinkwasser wird knapp. Vielleicht sollten wir Regenwasser aufsammeln?
Doch dann am Abend reißt mit einem Mal der Himmel auf. Durch dunkle Wolken brechen die letzten Sonnenstrahlen und tauchen die Landschaft in ein überirdisches Leuchten. Die Mühsal den ganzen Tag wie drei Ölsardinen im Zelt bei klammer Nässe und Kälte ausgeharrt zu haben ist vergessen angesichts dieses besonderen Glanzes in dem die, den ganzen Tag in Wolken verhüllten Berge jetzt mit einem Mal erstrahlen. Die grünen Hügelweiten davor, teilweise angestrahlt, teilweise dunkel geben eine erstaunliche Tiefe und wir können uns nicht satt sehen an dieser verzauberten Welt. Wohlgemut kriechen wir nachdem das letzte Leuchten verglüht ist ins Zelt, morgen gibt es schönes Wetter- glauben wir.
Als ich morgens um 5:30 h aus dem Zelt schaue, liegt die gleiche düstere Wolkendecke auf dem Land wie am Vortrag. Oh nein, nicht noch ein Tag im Zelt festgekettet. Im Moment regnet es nicht. Ich scheuche die beiden anderen auf und 30 Minuten später haben wir die nassen Sachen gepackt und fahren weiter Richtung Pass. Due Straße ist katastrophal. Aufgeweicht vom Regen, mit tiefen Matschlöchern, von denen man nie weiß wie tief sie sind. Nach einer halben Stunde szehen wir im dichtestem Nebel auf dem Ag Tok Pass. Von hier sollte man eigentlich die 7000der sehen aber die Sicht reicht kaum 20 Meter weit. Sascha findet auf unserer alten russischen Karte einen Berg, der sich links neben uns befinden soll der 3700 Meter hoch und damit 300 Meter höher als der Pass ist. Der Gipfel könnte ja über den Wolken sein, vielleicht…
Ich bin sofort bereit es zu probieren. Also die Wanderschuhe an und hinsus in den dichten Nebel.
Man sieht nichts! Nach 50 Metern ist das Auto verschwunden. Ohne GPS wäre es unmunmöglich sich zu orientieren, geschweige denn das Auto wiederzufinden. Doch Mithilfe des GPS ist es möglich. Plötzlich gaĺlopiert aus dem Nebel eine Pferdeherde auf uns zu. Sie erschrecken und nehmen reißaus. Dann gibt es erste Löcher im Nebel und die Sonne kommt durch. Am Gipfel sind wir ganz knapp über der Wolkendecke und haben eine wunderbare Sicht auf die 7000der. Erhaben und majestätisch stehen Sie da. Größer als alles, was wir bisher je an Bergen gesehen haben.