Ein letztes Mal baden wir im Issyk kul, dann geht es wieder in die Berge. Auf einem Markt haben wir uns mal wieder mit frischen Lebensmitteln eingedeckt und den Tank bis zum Rand vollgetankt.
Diesesmal geht es auf den Arabelpass, 3830 Meter hoch. Von da aus wollen wir dann in die südlichen Teile des Landes. Zu Beginn geht es eine frisch gegradete Minenstraße hinauf. Das ist bequemer, als die üblichen Offroadstraßen, aber nicht so schön und relativ viel Verkehr. Inzwischen sind wir es ja gewohnt auf 100 Kilometern maximal einem Auto zu begegnen. Weil mal wieder ein Gewitter droht, übernachten wir noch im Tal und fahren erst am nächsten Morgen auf den Pass. Von diesem geht es weglos über rutschiges Geröll auf einen 4512 Meter hohen Berg. Wir sind also höher als das Matterhorn. Ich merke die Höhe, leicht schwindelig krauche ich diesen elend steilen Geröllhang hoch. Ein Schritt vor und dann rutscht einem der Berg die Hälfte wieder unter den Füßen zurück. Es ist mühsam. Georg kämpft auch mit dem schwierigen Terrain. Zwischendurch will ich aufgeben. Zu aufreibend scheint mir das Unterfangen. Nur Sascha sprintet mit einer Leichtfüßigkeit nach oben, da kann ich nur neidisch werden. Nachdem aber 700 von den 830 Höhenmetern geschafft sind, will ich auch ganz nach oben. Die Aussicht ist mal wieder grandios inmitten von Gletscherbergen. Zurück wandern wir aussichtsreich über den Grat, doch der elende Geröllhang ist auch nach unten kein Zuckerschlecken. Während Sascha wie ein Skifahrer im Galopp nach unten wedelt, kraxeln Georg und ich recht mühsam wieder bergab.
Fazit: Es war schön, muss aber nicht wiederholt werden.
Danach geht es über eine unfassbar weite Hochebene mit vielen Seen, von hohen Bergen eingefasst unschwer zum Arabelpass. Wir übernachten oben am Pass, oberhalb des Arabelsees.
Abendessen kochen in Hagel, Sonne, Regenbogen, Gewitter und dann wieder friedlichem Sonnenschein. Wir genießen die Stille und Weite und zumindest ich krieche um 19:00 Uhr müde und zufrieden in meinen warmen Daunenschlafsack auf den Sternen nahen 3830 Metern Höhe über dem Meer.
Ich sitze gerade auf dem pass Arabel an einem wunderschönen See und schaue auf einen Berg, den Sascha heute morgen um 5 Uhr angegangen ist. Es ist nach woe vor unfassbar schön in Kirgisistan. Ich genieße es, dass den Augen so viel Raum gelassen wird. Gerade wurde ich beim Schreiben unterbrochen, weil ein Hirte zu Pferd hinter mir aufgetaucht ist. Wir haben ein Schwätzchen gehalten, soweit dass mit meinen russisch Kenntnissen möglich ist. Zumindest weiß ich jetzt, dass die Wölfe seine Schafe auch tagsüber angreifen und er sein Messe rverloren hat ( und meines gerne hätte)wie alt er ist und dass er schonmal in Deutschland war… dann hat er mir „kirgisische Cola“ angeboten. Ich nehme mal an gegorene Schafsmilch. Georg mochte sie nicht aber ich fand es hatte einen interessanten Geschmack. Mein Blick schweift immer wieder zu dem Berg, wo ich Sascha vermute. Ich habe viel Vertrauen in ihn und weiß, dass er vorsichtig und umsichtig ist. Doch wenn ihm was passieren würde, wüsste ich weder genau wo ich suchen sollte, noch wie ich Hilfe organisieren könnte. Die Entfernungen sind soviel größer und weiter, als dass was wir von den Alpen kennen und ich müsste bestimmt 4 h fahren um überhaupt ein handynetz zu bekommen. Und wen sollte ich dann anrufen? Ich glaube nicht, dass esin Kirgisistan eine Bergrettung gibt.
Also lieber entspannen und vertrauen. Der Pass auf dem wir geschlafen haben ist über 3800 meter hoch. Ein Hochplateau mit vielen Seen umgeben von noch höheren Bergen. Morgens war das Zelt gefroren und Georg hatte eine furchtbare Nacht, weil sein Schlafsack nicht warm genug ist.
Ich war noch nie soweit weg von der Zivilisation und die Welt ist einfach leer, leer an Menschen, leer an menschlicher Einflussnahme, kein Müll, keine Häuser, keine Autos, kein künstliches Licht, nichtmals Flugzeuge. Das tut der Seele gut.
Ich fürchte wieder in den Alpen zu sein, die zwar wunderschön aber eben sehr voll sind, wird mir sehr eng vorkommen.
Inzwischen ist Sascha wieder wohlbehalten zurückgekehrt. Wir sind den pass hinunter gefahren durch ein weites, tundrenartiges Tal. So stelle ich mir Landschaften in Tibet vor. Es gibt einige brenzlige Flussüberquerungen. Wir hören von Fahrradfahrern, dass weiter vor uns ein Auto im Fluss steckengeblieben ist. Wir würden gerne zu Hilfe eilen, trauen uns aber den knietiefen reißenden Gletscherfluss, der vor uns liegt selbst nicht zu überqueren. Ist ja auch egal wo wir bleiben und schlagen direkt vor dem Fluss unser Lager auf. wir verbringen den restlichen Tag damit unser Auto zu polieren. Ja ihr lest richtig, und wenn uns dabei jemand beobachtet haben sollte, muss er denken, die deutschen Spinnen ja völlig. mitten auf einer schlammstrasse für uns Schlamm hinter uns Schlamm, waschen ein paar verrückte ihr Auto und polieren es. der Grund : ein paar Kühe fanden unser Auto als einen perfekten Kratzbaum in dieser baumlosen Landschaft und haben sich ausgiebig an unserem Auto gescheuert und haben es mit ihren Hörnern über und über mit Kratzern versehen. wir gehen davon aus dass unser Vermieter, der etwa 150 kleine Kratzer an diesem Auto Mietvertrag vermerkt hat nicht zimperlich mit uns umgegangen wäre. Glücklicherweise stellt sich die polierpaste als hilfreich aus und wir können die meisten Schäden nach angestrengtem polieren beseitigen. Später gesellt sich noch ein französisches Päärchen, was die gleichen Bedenken hat zu uns.
In der Nacht fängt es an zu regnen. Über Stunden. Ich fürchte wir kommen nun vom Regen in die Traufe. Der Plan war den Fluss am frühen Morgen, wenn weniger Schmelzwasser ist zu durchfahren. Nun kommen diese Sturzfluten hinunter. Das ist die nicht so romantische Kehrseite von der Abgeschiedenheit und dem Abenteuer. Wir liegen im Dunkeln im Zelt und können nichts tun. Ob das Tal überflutet wird, Muren abgehen, die ohnehin schon schlammigen Abschnitte und die Flüsse völlig unpassierbar werden. Keine Ahnung. Wären wir gestern weitergefahren, wäre das besser gewesen. Wir sind immer noch auf 3500 meter Höhe und es ist gut möglich, dass wir für länger hier festsitzen. Internet und den aktuellen Wetterbericht gibts natürlich nicht. Es bleibt also nichts als sich schlsflos herumtuwälzen und dem Regen zu lauschen und darauf zu hoffen, dass morgen alles wieder besser aussieht. 1:45 Uhr, der Tegen lässz nach und ich versuche wieder einzuschlafen. Gute Nacht.
Am Morgen ist der Wasserstand nur unwesentlich gesunken. Gemeinsam mit den Franzosen machen wir uns auf den Weg und durchqueren beide wohlbehalten den Fluss. Die beiden haben den gleichen Autovermietee wie wir, haben aber Pech mit dem Auto. Die Batterie scheint hin zu sein und sie können ihren Wagen nicht starten. Zum Glück haben wir Startekabel dabei und können ihnen Starthilfe geben.
Die 40 Kilometer die jetzt kommen sind kein Zuckerschlecken. Durch den Regen der letzten Nacht sind die mudlöcher noch tiefer und schlammiger. Manchmal schleppen wir zu fünft Steine um ein Schlammloch passierbar zu machen, oft schwärmen wir aus um den besten Weg zu finden eine schwierige Passage zu umfahren und diskutieren den besten Weg. Georg ist der erfahrenste Offroadfahrer und entscheidet meistens wo es lang geht. Manchmal geraten wir auf der aufgeweichten Piste ins schleudern, als würde man im Schnee plötzlich bremsen und drehen uns einmal im Kreis.
Die Flussdurchquerungen sind so zahlreich, dass wir sie nicht mehr zählen, geschweige denn uns die Mühe machen sie zu filmen oder zu fotografieren. Wir sind sehr froh auf diesem Stück zu zweit unterwegs zu sein. So kann zur Not einer den anderen rausziehen. Irgendwann treffen wir Vater und Sohn, Vortag in einem dieser schlammlächer hängen geblieben sind, 36 Stunden haben sie warten müssen bis zufällig jemand kam der sie herausgezogen hat. nach 40 km schritttempo und endlosem gehoppel trennen sich unsere Wege aber vielleicht treffen wir uns auch wieder.
Wir biegen in einen Seitental ab um eine heisse Quelle und See aufzusuchen. Die heisse Quelle, untergebracht in einer kleinen baufälligen Baracke erweist sich als so heiss, dass Sascha gar nicht hinein kann, Georg sich aber immerhin mit dem heissen Wasser immer wieder übergiesst und ich nach einiger Gewöhnungszeit es tatsächlich schaffe mich zumindest für 30 Sekunden komplett unterzutauchen. Wie immer geniesse ich es sehr, ich liebe heisse Quellen!
Noch etwas mitgenommen von dieser Hyperthermie machen wir uns auf den 500 m höher gelegenen in 5 km Entfernung weiten Aufstieg zu einem See. Wie immer strengen mich die Aufstiege dieser Höhe von 3500 m mehr an als ich es normalerweise gewohnt bin. Dennoch ist der Aufstieg die Mühe wert, der See oder genauer gesagt die zwei Seen liegen wie Edelsteine in der weiten Landschaft.
Es sind immer diese besonderen wunderschönen Naturphänomene, die uns bezaubern. Es ist schon spät als wir zurückkommen und wir schlagen unser Zelt direkt neben der Strasse auf, was bedeutet, dass tatsächlich ein! Auto vorbei kommt und 2 Reiter in der Ferne.
ganz lieben Dank für eure Kommentare. Wir freuen uns sehr diese zu lesen, und auf diese Weise ein bisschen Kontakt zur Heimat zu haben.