Georgien und eine schwere Entscheidung

Noch über Tage muss ich an das türkische Frühstück zurückdenken. Manchmal wünsche ich mir, dieses hätte es nie gegeben, dann würden mich jetzt nicht diese Gedanken an gebratene Wurst oder karamellisierten Nussaufstrich plagen. Insgesamt sollen es elf Tage werden, an denen ich Nudeln essen werde und als ich dann am zwölften Tag eine Packung Reis ergattern kann, sind doch, wen wundert es noch, ein beträchtlicher Teil des Inhalts auch Nudeln.

Aber natürlich gibt es Berichtendswerteres als meine kläglichen kulinarischen Wünsche und Enttäuschungen. Meine neue Trekkingroute führt mich fast bis an die Grenze. Eigentlich muss ich bis dort, wo sie losgehen soll, nur 40km überwinden und hoffe, schon einen guten Teil des Trekkings noch am selben Tag absolvieren zu können, doch es kommt anders. Aus dem Tal, in dem ich übernachtet habe, bekomme ich keine Mitfahrgelegenheit, und so beginnt der Tag mit einem 12 Kilometer langen Marsch über die Teerstraße und auch für die restlichen knapp 30 km brauche ich noch weitere 4 Stunden in einer Mischung aus Laufen, Trampen und Warten. Als ich dann endlich ankomme, brütet die volle Mittagshitze in den Tälern. Wenn ich nicht hoch oben in den Bergen bin oder schlechtes Wetter herrscht, sind die Temperaturen dem Breitengrad entsprechend und dieser ist nun mal der selbe auf dem beispielsweise auch Rom liegt. Meine Lebensmittelreserven sind mal wieder ziemlich kärglich, da ich in den letzten vier Ortschaften keinen einzigen Supermarkt habe ausfindig machen können und so noch einen gewissen Teil der Strecke schaffen muss, damit mir die Nahrungsmittel in den nächsten Tagen nicht gänzlich ausgehen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und den ganzen restlichen Tag bei 30 Grad bis es abends zumindest ein wenig kühler wird, die Bergflanke aufwärts zu steigen. Natürlich komme ich dabei nur im Schneckentempo voran. Der Wald hier ist eigentlich wunderschön, wird aber leider zunehmend abgeholzt. Auch wenn in Georgien noch viele Primärwälder erhalten geblieben sind, weit mehr als zum Beispiel in Ost Europa, lernen die Einheimischen diese Einnahmequelle jetzt leider auch nutzen. Das Heulen der Motorsägen verkündet wie ein 500 Jahre alter Baum nach dem nächsten dem Wald entrissen wird und für immer verloren geht. Um 6:00 Uhr abends gebe ich dann schließlich völlig erschöpft auf und bleibe an Ort und Stelle um mein Zelt aufzubauen. Die üblichen 350g Nudeln reichen mir heute Abend nicht, aber mehr gibt es einfach nicht mehr. Doch eigentlich ist mein Zeltplatz wunderschön. Die Aussicht geht weit über das tief eingeschnittenen Tal bis nach Mestia und die doppelgipflige  Pyramide des Ushba, die Bergikone schlechthin im Kaukasus, wie auch auf die vergletscherten 5000er am

Horizont unter denen ich die letzten Tage entlanggewandert bin. Jene Strecke für die ich zu Fuß ganze vier Tage benötigt habe, wirkt aus der Entfernung wie ein Katzensprung. Je größer die Berge sind, desto mehr wird man sich als Mensch seiner zu Unbedeutsamkeit bewusst.

Mitten in der Nacht erwache ich, ohne zunächst zu wissen warum. Mit noch geschlossenen Augenliedern nehme ich einen Lichtstrahl auf dem Zelt war. Zuerst denke ich, es wären Taschenlampen und ungute Erinnerungen an das kirgisisch kasachische Grenzgebiet kommen hoch, doch bald merke ich, was für eine enorme Spannung in der Luft liegt. Das Licht kommt nicht von Lampen, sondern von Blitzen, die alles im Sekundentakt erleuchten. Ein heftiges Gewitter entlädt sich nicht weit von hier. In dieses möchte ich nicht geraten, so exponiert wie mein Schlafplatz ist, und sofort überlege ich, ob ich mein Zelt abbauen muss. Gewitter  im  Kaukasus sind gänzlich anders als jene, die wir aus Mitteleuropa kennen. Sie sind oft viel kleiner, messen im Durchmesser vielleicht nur 5 km und ziehen schnell vorüber, aber entladen sich dafür umso gewaltiger. Ausnahmsweise habe ich tatsächlich schwaches Internet und kann so mittels des Regenradars feststellen, dass das Unwetter glücklicherweise knapp nördlich an mir vorbeizieht und ich beruhigt weiter schlafen kann.

Noch deutlich vor Sonnenaufgang bin ich auf den Beinen und steige weiter in  Richtung des Passes. Heute Nachmittag soll es schlechtes Wetter geben und auch wenn das noch lange hin ist, geben mir doch die sich zusammen ballenden Wolkentürme zu denken. Im fahlen Morgenlicht strahlen die Berge, um dann entweder im Dunst oder den Schatten dunkler Wolken wenig später zu verschwinden. Gejagt  von einem ganzen Schwarm stechwütiger Mücken beeile ich mich, so sehr ich kann. Auch hier blühen unzählige Blumen, vor allem die ganzen Felder von Orchideen stechen hervor. Kurz unter den Pass finde ich den so angepriesen sich noch unter Schnee befindenden See, er ist aber eher ein flacher Tümpel. Auf dem Pass selbst ist es kalt und windig. Ich mache mich auf schlechtes Wetter gefasst und beginne den Abstieg, der mit einigen Gegenanstiegen gewürzt ist. Weiter unten treffe ich auf ganze Wäldchen von blühenden Rhododendron, die , wenn mal ein Sonnenstrahl hervorbricht, in hellem Weiß erstrahlen.

Endlose Flächen von Akelei erstrecken sich hier auf dem Berghang, ihre großen violetten Blüten wogen in der leichten Brise. Eine solche dichte Konzentration von Bergblumen in voller Blüte ist mir nur selten begegnet und hier im Kaukasus besonders aber am Utrivi Pass einmalig.

Meine Lebensmittelvorräte sind gänzlich aufgebraucht und so kann ich es kaum erwarten das Tal 2000 Höhenmeter tiefer zu erreichen, obwohl ich weiß, dass mich dort nur Hitze und staubige Ortschaften erwarten, doch die Hoffnung auf eine gute Mahlzeit habe ich noch nicht vollständig aufgegeben. Auch auf dieser Seite sind die Wälder von riesigen uralten Weißtannen geprägt und so wild und undurchdringlich, wie es in Europa nur noch selten der Fall ist. Auf der anderen Seite des Tals bildet der Kamm die Grenze zu Abchasien jenen Teil Georgiens der 2008 von Russland annektiert wurde. Für Ausländer ist es verboten, dorthin zu gehen und selbst die Georgier meiden diese Provinzen, berichten mir aber, dass sie quasi ein zollfreier und steuerfreier Raum für den Import und Export von Waren aus und nach Russland sind. Die Sicherheitslage dort ist gefährlich und nicht eindeutig zu beurteilen. Fest steht aber, dass die lokalen Autoritäten ganz unabhängig davon auf welcher Seite und von wem anerkannt, nicht die Durchsetzungsfähigkeit haben, um Recht und Ordnung zu gewährleisten, soweit das in annektierten Gebieten überhaupt möglich ist.

An einem der ersten Häuser schenkt mir ein Bauer einen Liter Milch und fährt mich dann auch noch bis in den Ort hinab. Die Menschen hier haben kaum Kontakt mit Touristen und sind daher noch viel hilfsbereiter und freundlicher als im nahe gelegenen Mestia, wo ich die letzten Tage verbracht habe. Als ich suchend an einer Kreuzung herumstehe, hält ein junger Mann an, der sogar englisch spricht und als ich ihn nach einem Laden frage, fährt er mich gleich hin. Dort angekommen weiß ich allerdings nicht so recht was ich kaufen soll. Ohne fremde Hilfe hätte ich dies von außen nichtmal als Supermarkt identifizieren können. Aus Höflichkeit kaufe ich ein Paket Nudeln. Damit wird heute Abend der elfte Tag, an dem ich Nudeln esse, und gewiss nicht der letzte, besser als Fasten, was ich ja meist schon morgens und leider auch gelegentlich Mittag tue, aber so langsam kann ich Nudeln ohne alles oder wenn es hochkommt mit einer rohen Tomate oder Paprika dazu, nicht mehr sehen.

Da schlechtes Wetter im Anzug ist und lautes Grollen in den Bergen über mir dies unmissverständlich klarmacht, beschließe ich,  mir den Luxus einer Unterkunft zu leisten, als ich meinen Fahrer danach frage, meint er, er habe ein Gasthaus und dieses sei direkt hinter mir. Ich betrete ein hübsch, ausgebautes von Ihnen gänzlich mit Holz verkleidetes Appartement mit zwei Etagen und drei Schlafzimmern von fast schon nobler Einrichtung, das ich für doch ganz erträgliche 19 € die Nacht buche. Eine warme Dusche, genauso wie eine Waschmaschine und eine große Küche sind die Vorzüge, doch mehr als Nudeln kochen kann ich auch in dieser Küche unter den gegebenen Umständen leider nicht. Trotzdem genieße ich es, mein Zelt mal durch eine bequeme Unterkunft auszutauschen.

Das Frühstück am nächsten Morgen wird mir dann leider nicht gebracht, ich wurde ganz offensichtlich vergessen, so mache ich mich bemerkbar und werde schließlich in die Küche der Familie gebeten. Mein Gastgeber ist noch ganz verschlafen, dessen Eltern sprechen kein Wort englisch, nur deren Tochter erfasst meinen sehnlichen Wunsch nach einem Frühstück. Immerhin werde ich satt.

Mein nächstes Ziel ist eine heiße Quelle in der Mitte des Landes. Den Weg bis dorthin schaffe ich erstaunlich schnell, was hier bedeutet 100 km in 7 Stunden. Probleme bereitet mir lediglich das Fahren mit den Kleinbussen, sogenannten Matruschkas , da es nie wirklich verlässliche Angaben gibt, wohin diese fahren, wenn man kein georgisch versteht. Ebenso das Geldwechseln ist problematisch. Tatsächlich werden fast alle Scheine, die ich bei mir habe abgelehnt, weil deren Kanten nicht mehr druckfrisch sind und vielleicht, wenn man sie mit der Lupe betrachtet, Risse aufweisen. Zum Glück habe ich solche Probleme auf dem Schwarzmarkt nicht.

Die heiße Quelle liegt recht abgelegen glücklicherweise finde ich aber, ein Georgie, der so freundlich ist, mich die letzten Kilometer dorthin zu fahren. Bauchschmerzen bereitet  mir nur, dass er, nachdem er eines der wenigen Wörter, dass wir beide verstehen, Lamborghini, ausgesprochen hat, er vom Gas einfach nicht mehr runtergeht. Schon bei 3000 Umdrehungen mache ich mir Sorgen , dass der bestimmt 20 Jahre alte Alfa Romeo auseinander fliegt und wir im Graben landen. Doch mein Fahrer treibt es weiter bis 4000 Umdrehungen inzwischen bei 80kmh im zweiten Gang. Dies ist aber noch lange nicht das Ende. Bei 5500 Umdrehungen denke ich dass das Auto kurz davor ist, in die Luft zu fliegen, angemerkt sei, dass in Georgien niemand angeschnallt fährt und die Gurte meist auch nach hinten gebunden sind, kommt dann eine Kurve und er muss bremsen. Nun wir haben überlebt und das Auto anscheinend auch. Zumindest schafft es noch die holprige Straße bis zu den heißen Quellen.

Diese   ursprünglich drei gemauerte Pools, die inzwischen aber durch die Mineralien im Wasser so weitgehend versintert sind, dass sie natürlich aussehen, sind sehr schön. Nur liegt auch hier viel Müll herum und im Wasser baden gerade ein halbes Dutzend Russen, was mich doch ein wenig einschüchtert. Gewisse Vorurteile haben die vergangene Ereignisse geschaffen, dann komme ich aber doch mit ihnen ins Gespräch. Sie sind aus Russland geflüchtet und in Georgien gestrandet. Vorerst seien sie hier sicher und wirtschaftlich würde es sich wegen den Steuern, sie müssten ein ganzes Prozent zahlen,  ebenfalls lohnen. Sie berichten, dass Georgien tief gespalten ist, etwa die Hälfte der Bevölkerung das Geschehen in ihrem Norden befürwortet, die andere Hälfte aber strikt dagegen ist. Nirgendwo habe ich bisher so viele Ukraine Flaggen gesehen wie in diesem Land. Klar ist auch das ein Angriff Russlands jederzeit möglich ist. Ein Mann berichtet als er 2008 in Sotschi studiert hat, hat er eine Panzerkolonne nach Süden rollen sehen und dabei kein gutes Gefühl gehabt, denn das Ziel hat er sich auch schon damals ausmalen können. Zwei Tage später wurde Georgien angegriffen und auf internationaler Ebene behauptet, georgischstämmige Rebellen hätten den Unabhängigkeitskampf begonnen. 

Auch die heutigen Kämpfe hinterlassen in Georgien direkte Folgen. Die Schwarzmeerküste in der hippen Metropole Batumi, die international bei Badegästen beliebt ist, ist von Munition so verunreinigt, dass man dort, obwohl über 1000 Kilometer von den Kampfhandlungen entfernt, nicht mehr ins Wasser gehen könne, wie mir erzählt wird.

Gestern an der Grenze zu Abchasien  berichteten mir meine Gastgeber, sie würden oft russische Kampfflugzeuge, die zweifelsohne den georgischen Luftraum passieren und wüssten dabei nie, ob das vielleicht der nächste Angriff sei. Denn eines ist klar,  hier kann man von einer Waffenruhe sprechen, aber nicht von einem gelösten Konflikt.  Dieser greift viel tiefer und wird dieses kleine Land wohl noch lange zweiteilen, vielleicht sogar zerstören. Politisch und wirtschaftlich ist die Abhängigkeit von Russland wie auch der EU zu groß, als dass man auf einen der Akteure als Schutzmacht und Handelspartner verzichten könne, dessen sind sich zumindest fast alle Georgier einig, unabhängig davon, welche Seite sie befürworten.

Am nächsten Tag habe ich erstmals einen wirklich unangenehmen Lift und ich erwarte schon, dass dieser mitsamt meinem Gepäck im Kofferraum verschwinden wird, dann aber bietet sich mir eine günstige Gelegenheit zur Flucht und ich muss nicht ausprobieren, ob ich rechtzeitig schaffe mein Taschenmesser aufzuklappen und damit einen Reifen anzustechen. Glücklicherweise werde ich bald danach von einem netten russischen Pärchen mitgenommen und mir bleibt eine weitere Konfrontation mit meinem vorherigen Fahrer erspart. Auf der steinigen Passstraße setzt der Wagen oft auf, was die beiden nicht sonderlich stört. Sie berichten mir von ihrer Flucht, dem neuen teuren Leben in Georgien, denn die vielen zahlungskräftigen Geflüchteten aus der Ukraine wie Russland haben Preissteigerungen  hervorgerufen und zeigen mir die schönsten Stellen entlang des Weges. Nun in Begleitung russischsprachiger Menschen werde ich auch zu einem Snack am Wegesrand eingeladen, eine georgische Tradition Fremden gegenüber, zumindest jenen, die die gleiche Sprache teilen.

Mit dem südlichen Teil des Landes betrete ich eine zur Gänze andere Welt. Die Städte sind orientalisch angehaucht und ausgeprägtes Kleinunternehmertum wie auch Rückständigkeit in Bezug auf Lebensstandard und Bildung ein größeres Thema als im Norden. Immerhin ist die Lebensmittelversorgung hier eine bessere und endlich kann ich mich mit Vorräten eindecken.

Endlose Graslandschaften machen die Gegend aus, durchfurcht von Schluchten an deren fruchtbaren Grund an den Ufern malerischer Flüsse kleine Wälder gedeihen, eingefasst von basaltenen Klippen, geschaffen von vulkanischer Aktivität, die auch so manchen kegelförmigen Berg hinterlassen hat. Einen größeren Kontrast zum Kaukasus im Norden könnte es kaum geben, dabei bin ich von diesem gerade einmal 200km entfernt.

Das Trampen gestaltet sich schwierig und so bin ich gezwungen an unvorhergesehen Orten zu übernachten , wobei ich eine sehr unangenehme Begegnung mit Dorf- und Hütehunden habe, die im Gegensatz zu den zahllosen georgischen Strassenhunden sehr aggressiv sind. Nur mit Mühe und Not kann ich sie mit Stockschlägen, die sie noch aufgebrachter werden lassen vom Hals halten. Andere Reisende, die ich später treffe, haben in der Nähe ähnliche Erfahrungen gemacht und schenken mir ein Pfefferspray, das man hier doch gerne bei sich hat. Mein Ziel ist ein 3200m hoher Vulkan über dem Paravani See. Die Anreise ist schwierig und mein Mittagessen leidet auch heute unter der schon chronischen Verspätung, fällt aber zumindest nicht komplett aus. Ich nächtige an einem See unter dem obersten Gipfelaufbau und genieße die freie Sicht aufs Umland, das eigentlich nur aus leerem Raum besteht. Wellige Hügelkuppen ziehen sich bis zur türkischen und armenischen Grenze, ohne dass allzu viele menschliche Spuren zu sehen wären.

In der Nacht klingelt der Wecker um 3:45, ich packe mein klitschnasses Zelt zusammen und beginne den Aufstieg zum Gipfel, den ich bei Sonnenaufgang erreichen will. Meine Stirnlampe hat bei der Kälte den Geist aufgegeben, doch der Vollmond leuchtet mir den Weg. Steile zu Tale rutschende Schuttflanken geht es hinauf und bald zeichnet sich im Nordosten ein glutroter Streifen am fernen Horizont ab. Als glitzernde Spiegel reflektieren die Dutzenden Seen ringsum den Himmel. Während in den Tälern unten noch tiefste Nacht herrscht, ist es hier oben schon fast taghell. Kurz nachdem ich den höchsten Punkt erreicht habe trifft der erste Sonnenstrahl die Spitze und im Westen  entsteht ein zig Kilometer langer Schatten in perfekter dreieckiger Form. Selbst den großen Kaukasus mit Ushba, Elbrus und Schara kann ich in der klaren Luft gut ausmachen.

Meinen Plan dem Grat weiter zu folgen, gebe ich aufgrund des instabilen Ubterhrunds schnell auf und steige zum Paravani Lake ab. Es ist schwierig in dieser Gegend Wasser zu finden und dort wo welches vorkommt ist es vom Weidevieh verunreinigt, das die saftigen Blumenwiesen als kahle Steppe hinterlässt. Der See selbst ist ein Paradies für Wasservögel, Möwen, Reiher und Pelikane, für gewöhnlich in den Bergen schlicht nicht existent sind häufig zu beobachten. 

In den letzten Tagen habe ich eine gewichtige Entscheidung getroffen. Wunderschön ist die Landschaft durch die ich reise und gelungen meine Planung, doch bin ich zu oft alleine, generell alleine und alleine mit allen Schwierigkeiten. Ich hatte gehofft, dass ich unterwegs auf andere Backpacker treffen würde, mit denen ich gemeinsam reisen könnte, doch dies hat sich bisher nicht bewahrheitet und ich habe begründete Annahme, dass dies auch in den kommenden Ländern, Tadschikistan, Kirgisistan und Nepal nicht der Fall sein wird. Daher werde ich die Reise an dieser Stelle abbrechen können und hoffen, sie während meines Studiums zwischen Bachelor und Master fortsetzen zu können. Leicht ist mir diese Entscheidung nicht gefallen und nicht nur weil manche Flüge schon gebucht waren, ist  sie schmerzlich, doch scheint sie mir im Moment die annehmbarste aller Möglichkeiten zu sein.

Brotofen

4 Kommentare

  1. Peter Schallenberg

    Lieber Sascha,
    Deine Berichte verfolge ich mit großem Interesse!!!
    Du hast eine tolle Fähigkeit, mich und andere auf Deiner Reise mitzunehmen! Das ist großartig!!!
    Auch wenn ich gut verstehe, dass in der Einsamkeit und mit hoher Belastung für Körper und Geist Du schwere Krisen erlebst und Dich nach netter Begleitung sehnst – ich möchte Dir raten, Dir eine Erholungszeit zu gönnen mit gutem Essen und auch Kontakten, bei der Du Deine schwere Entscheidung überdenkst.
    Vielleicht musst Du wirklich etwas Deinen Reisestil ( so toll es für mich sich anhört) überdenken und Deine anderen Wünsche mehr beachten und überlegen, wie Du sie einbauen kannst. Denn jeden Tag kannst Du doch Dein Programm neu „justieren“ und vielleicht mal einen 4000-der auslassen und stattdessen, an geeigentem Ort, nach Begegnung und sogar (zeitweisen) Reisebegleitungen Ausschau halten…?
    Das Tolle, scheint mir, dass es sich schon morgen sehr verändern kann! Vielleicht bietet dazu auch dort das Internet Möglichkeiten, mit anderen Reisenden in Kontakt zu kommen und gemeinsames zu planen?
    Du hast ein großes Abenteur begonnen – egal wie es weiter geht, ich freue mich sehr von Dir zu hören und fühle mich Dir nahe!!!
    Über wichtige Entscheidungen noch 1x schlafen, war in meinem Leben oft ein guter Weg! Und oft gibt es gar keine „falschen“ Entscheidungen – nur andere, die wieder neue Möglichkeiten eröffnen. Vielleicht: Mach es Dir nicht zu schwer damit!
    Ich freue mich aber auf jedem Fall, dass Du mich so toll mitgenommen hast!!!!!!
    Ich drücke Dich fest, Dein Onkel Peter

    P.S.: Vielleicht nicht so Dein Thema momentan: Aus Deinem Streben in die Ferne kannst Du vielleicht mal eine(n) Beruf(ung!) machen… Reisejournalist, -Autor, Korrespondent, … ach da gibt es viele Möglichkeiten! Vielleicht auch Dokumentarfilmer…
    Und: Du wirst sicher noch viele Reisen/Abenteuer machen…

  2. Irmgard Kasper

    Hallo Sascha, wieder mal phantastisch und spannend geschrieben und tolle Bilder. Sind ja wohl schöne Länder, aber für Backpacker nicht das richtige. Gut, dass du die Entscheidung getroffen hast, zu unterbrechen. Das sage ich ausdrücklich so, weil ich es nicht für richtig halte, dich gleich in ein Studium zu stürzen. Gönn dir doch dieses Jahr der Freiheit und unternimm viele Touren, die dir Spaß machen, wo du Leute kennenlernst und dich weiter entwickelst und dich von Zuhause lösen kannst. So ein Jahr kommt nie mehr wieder. Sonst geht derselbe Trott weiter, lernen, lernen, lernen! Du hast noch genug Geld, um das auf sparsame Art, ohne zu hungern oder von Nudeln zu leben, zu finanzieren. Notfalls auch mal arbeiten unterwegs. Bäume pflanzen o.ä,
    Das ist meine Meinung, die habe ich dir jetzt mal schnell geschrieben.
    Liebe Grüße Omi

  3. Lieber Sascha,

    vielen Dank, dass Du uns teilhaben lässt an diesem großen Abenteuer, auch wenn mir bewusst ist, dass es ganz konrket in etlichen Situationen sehr karg, entbehrungsreich und anstrengend ist.
    Ich weiß nicht, ob es Dir recht ist, Ratschläge von „uns Alten“ zu hören bzw. zu lesen, dennoch will ich Dir kurz meine Gedanken und Gefühle schreiben, die mir kamen, als ich von Deiner Entscheidung und ihrer Begründung gelesen habe.
    Ich stimme im Großen und Ganzen Deinem Onkel zu und möchte Dich ermutigen, zu hinterfragen, ob es zwischen dieser sehr extremen, entbehrungsreichen und sehr einsamen Art zu reisen, und einem Abbrechen nicht noch andere Möglichkeiten geben könnte, die Dich vielleicht auf andere Weise herausfordern.
    Du machst jetzt die Erfahrung, dass so langes Alleinsein und so karges Essen, ja sogar Hungern letztlich die Freude an der Fortsetzung der Reise nehmen können. Auf der anderen Seite hast Du JETZT die Zeit für eine lange Reise eingeplant. Wie wäre es, den Schwerpunkt von „extrem“ und „allein“ auf „komfortabler“ und „zusammen mit anderen“ zu verlegen? Mir ist klar, dass dadurch Deine minutiös geplante Route nicht einzuhalten wäre, aber das meine ich mit ‚auf eine andere Weise herausfordernd‘.
    Wie Dein Onkel schreibt: in einer schönen Unterkunft, evtl einem Hostel, einige Tage ausruhen, Dich satt essen, ausschlafen – und hoffentlich andere junge Reisende kennenlernen. Und dann evtl. gemeinsam weiter reisen, vielleicht nicht so einsame Ziele, aber dafür mit mehr menschlichem Kontakt und Austausch. Evtl. auch die Möglichkeit von work and travel, wo man ebenfalls andere Weltreisende kennen lernen kann … Oder überhaupt auch mehr Kontakte mit Einheimischen: als ebenfalls sehr wertvolle Lebenserfahrung, neben Deinen schon so reichhaltigen Erfahrungen von schier unberührter, herrlicher Natur …
    Mir ist bewusst, dass ich nicht in Deiner Haut stecke und Deine Situation nicht wirklich beurteilen kann, und natürlich musst Du auf Dein Bauchgefühl hören.

    Sei herzlich gegrüßt
    Miklós

    P.S. Wunderschöne Fotografien!!!!!!!!!!!!

  4. Lieber Sascha, es ist sehr traurig und erscheint so ohne Hoffnung, wenn ich das lese. Aber Dich denke, wenn ich auch nicht weiß, wie deine Route aussieht, gäbe es Möglichkeiten, nach einer Heilung von Körper, Geist und Seele, die Reise fortzusetzen und nicht bis zur Mitte deines Studiums zu warten. Nicht genau dort, wo du gestoppt hast, sondern an einem anderen Punkt, der besser für dich ist. Menschlicher, friedvoller, belebter, beliebter und deshalb nicht so einsam und du der Sprache des Landes mächtig bist. Kommunikation ist so essential. Dies habe ich auch auf meiner Reise in Neuseeland erfahren. Es ist wunderbar an den außergewöhnlichsten Ort zu sein, aber ich wollte es auch jemanden face to face ausdrücken! Mit den besten Wünschen für dich, Annette

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert