In den Bitterrootmountains

Unseren Ersatzreifen wieder zu ersetzen braucht 2 Tage. Reifen in unserer Größe sind für amerikanische Verhältnisse in denen alles überdimensioniert ist reine Spielzeugprodukte und müssen erst bestellt werden. Wir verbringen den Tag an einem Flüsschen, dem Blackfootriver, was einst das Gebiet der Blackfootindianer war. Es ist so unglaublich heiß, dass zumindest ich ohne Wasser nicht überleben kann. Der Fluss hat gerade soviel Strömung, dass ich mich anfangs nicht weit hinein traue. Nachdem uns aber einige Möchtegernrafter, die sich Bier trinkend an uns mal im mal außerhalb ihres Bootes vorbeitreiben lassen, vorgemacht haben wie es geht, lasse auch ich mich mutig in der Strömung treiben und überrede auch meinen wasserscheuen Sohn das Experiment mit mir den Fluss zu überqueren zu wagen. Wie beschleichen ein Reh, beobachten zwei Hirsche die alle zum Wasser kommen um zu trinken und bestaunen Weißkopfseeadler und andere ähnlich große Greifvögel. Nach den anstrengenden Touren ist dies mal ein geruhsamer Tag, nicht aufregend aber nett. Sascha baut an jedem Rastplatz unermüdlich neue Straßen für seine Spielzeugautos und Papa spielt ebenso unermüdlich mit ihm.

Am nächsten Morgen bekommen wir unseren nagelneuen Ersatzreifen. Endlich geht es wieder ab in die Wildnis. Für die weite Tour sind wir bis der Reifen ausgewuchtet ist viel zu spät dran. Also beschließen wir eine Zweitagestor daraus zu machen und Übernachtungsgepäck mit zu nehmen. Es dauert bis die ganze Logistik stimmt. Mehrtagesrucksäcke und Kocher, Schlafmatten etc, aus den Tiefen des Pickups heraus zu wühlen. Gegen Mittag geht es los. Zum Glück ist es nicht mehr gar so heiß. Sascha ist ganz scharf darauf endlich seinen nigelnagelneuen Mehrtagesrucksack auszuprobieren. Fairer weise muss ich zugeben dieses Abenteuer auch vorgeschlagen zu haben um seine extremen Ambitionen einer Mehrtagestour mit 2000 Höhenmetern und 40 km Wegstrecke ein wenig abzukühlen.

Wir wandern ca. 5 – 6 km ein wildes Tal hinauf, die bitterroot wilderness range, in der auch noch ein Rudel Wölfe leben soll. Die Kulisse ist großartig, aber auch Sascha sieht ein, dass das Wandern mit Gepäck nicht ganz so reines Zuckerschlecken ist. An einem kleinen Wasserfall und malerischem Zeltplatz lassen wir den Tag gemütlich ausklingen. Sascha der sonst immer Straßen baut, verlegt sich jetzt auf Segelboote. Es ist eine Freude ihn zu beobachten. Mit welcher Begeisterung er mit allem und nichts immer wieder neue Spiele erfindet und sich so in einer Geschwindigkeit wieder erholt, wovon wir Erwachsene nur träumen können.

3-Wasserfall-am-Schlafplatz 3-Zelt-mit-Lebensmittelsack

Erstmals experimentieren wir damit unsere Lebensmittel hoch in einen Baum zu hängen. Sascha und Georg werfen eine ganze Weile ein Seil hoch, bis sie es endlich über eine Ast ziehen können, der für Bären unerreichbar ist. Grizzlybären soll es geben und Schwarzbären und Berglöwen auf jeden Fall. Doch verglichen mit der Bärenaktivität, die wir letztes Jahr in Kanada ständig beobachtet haben, sehen wir hier nur sehr alte Spuren von Bären. Feuer dürfen wir wegen der hohen Feuergefahr nicht machen. Schade.

Am nächsten Morgen sieht der Himmel eher trüb aus. Kein Wetter für die Berge. Aber noch scheint sich Petrus nicht ganz entschieden zu haben und so marschieren wir optimistisch los. Ab und zu tröpfelt es ein wenig. Wen störts? Nach der Hitze der vergangenen Tage ist das mal eine willkommene Abwechslung. Doch ganz schleichend wird aus dem Tröpfeln ein beharrlicher Dauerregen und nach anderthalb Stunden beschließen wir dann doch lieber umzukehren. Besonders unangenehm sind die nassen Sträucher die man ständig streift. Nach einiger Zeit sind wir so klitschnass wie aus dem Wasser gezogen. Es wird kalt und unsere nasse Kleidung wärmt nicht mehr, sondern kühlt uns eher noch mehr aus. Am Zelt angekommen ist die Frage: mit den nassen dreckigen Klamotten ins Zelt und sich aufwärmen oder in den sauren Apfel bei0en, das Zelt im Regen abbauen und zurück zum Auto? Wir entscheiden uns für letzteres und bauen zitternd und schlotternd unser Lager im strömenden Regen ab. Dann nochmals zwei Stunden durch den Regen. Als wir unser Auto erreichen kommt wie zum Hohn die Sonne wieder heraus. Das reicht erstmal an backpacking Abenteuer. Wie schön wieder unser Auto zu haben, dass jetzt voll gestopft mit den nassen unaufgeräumten Klamotten zwar etwas chaotisch aber doch wesentlich gemütlicher als ein Zelt ist.

Beim nächsten Forstamt erfragen wir das Wetter für die nächsten Tage. Schön soll es wieder werden. Also brechen wir mit neuem Optimismus wieder in die Bitter root wilderness , ein wenig weiter südlich auf. Dieses mal können wir mit dem Auto hoch in die Berge fahren und genießen eine atemberaubende Aussicht zum Dinner. Die Wolken verzeihen sich immer mehr und mal wieder planen wir um 6 Uhr aufzustehen . Was wir dann meistens doch nie schaffen.

3-Schlafplatzaussicht 3-Aussicht-Schlafplatz

Doch am nächsten Morgen um 7 Uhr sind wir abmarschbereit. Die Hitze der vergangenen Tage ist verflogen, Das Wetter ist wunderschön. Ein kalter Wind macht das Steigen leicht und vertreibt jegliche Badegelüste. Nach 4 Stunden und 1100 Höhenmetern haben wir den 3100 Meter hohen Gipfel des Trapperpeaks erreicht.

 

3-amerikaisches-Murmeltier

Trapperpeak-1

3-Bitterrootmountains

3Gipfelglück

3-Sascha-klettert

Der Tag ist noch jung und wir beschließen einen anderen Rückweg an mehreren Bergseen vorbei auszuprobieren. Wir wissen laut Karte, dass dies irgendwo möglich ist, nur wo genau wissen wir nicht und begehen damit einen beinahe fatalen Fehler.

Als Kind schon habe ich von meinem Vater gelernt, dass man im Gebirge sehr genau abwägen muss, ob man das Risiko in unbekanntes Gelände abzusteigen eingehen kann oder nicht. Ich habe auch als Kind schon die ein oder andere Bergrettung miterlebt, die notwendig war, weil Menschen eben dies gemacht haben. Aber das Gelände sieht gar nicht so unübersichtlich aus. Vom Gletscher blank geschliffene Kuppen, die wir meinen einfach hinunter laufen zu können wenn nicht….

3-Klettereskapade

Ja wenn diese Platten nicht doch zu steil wären. Sascha und ich kommen mit ein wenig Klettertechnik noch hinunter aber Georg, der klettermäßig ungeübt ist bekommt Angst und muss diese glattgeschliffenen Kuppen weit außen über ein unangenehmes Geröllfeld umgehen. Ja und der weitere Weg wäre ganz einfach, ….wenn wir nicht plötzlich vor einem Steilabbruch stehen würden. Jetzt besteht die Frage alles wieder rauf, oder gibt es doch einen Weg? Ich gehe vor und lasse die anderen beiden warten. Tatsächlich finde ich einen relativ einfachen Durchschlupf durch diese Wand. Nur die letzten 6 -10 Meter bis zum See brauchen etwas mehr Klettertechnik. Ach, es wird schon gehen, wenn die Alternative ist 700 Höhenmeter wieder aufzusteigen, scheint vieles möglich.

Sascha klettert auch wie eine Gämse die Kletterstelle sicher hinunter. Aber für Georg ist es mehr als schwer und es braucht mein ganzes gutes Zureden und motivieren um den Abstieg bis zum Ende zu wagen und nicht einfach sitzen zu bleiben.Wir sind alle heilfroh, als wir sicher den Boden der Steilwand erreicht haben. Als wir uns später nochmals umdrehen und dass gewaltige Ausmaß dieses Abbruchs sehen und die Unwahrscheinlichkeit, dass wir diesen relativ leichten Abstieg gefunden zu haben, bedanken wir uns bei unsere Schutzengel, der uns sowohl vorm Wieder aufsteigen müssen aber auch vor unangenehmen Verletzungen bewahrt hat. Das werden wir sicherlich nicht wiederholen und ich hoffe, dass auch Sascha für seine zukünftigen Bergabenteuer gelernt hat was man nicht tun soll. Unsere kleine Eskapade hat die Bergtour gute 3 Stunden länger werden lassen und ziemlich ermattet bleiben wir eine weitere Nacht an unserem schönen Schlafplatz, der wie auf einer kleinen Kanzel eine wunderbare Aussicht auf das Gebiet bietet, was wir heute von oben bewundert haben.

3-Gemsee-schwimmen

Ein Kommentar

  1. So toll wieder geschrieben. So, als ob man mit dabei wäre. Bitte keine weiteren Abenteuer dieser Art. Manno!!! Mutti geht es sehr schlecht- wir wissen alle keinen Rat mehr. So und nun weiter Geburtstag feiern??❤️?

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